Die eingesandten Zweigstücke zeigen keine Krankheitssymptome, sondern einen sehr starken Befall mit Flechten. Diese werden in der botanischen Systematik als Pflanzen eingeordnet, ähnlich Algen und Moosen, obwohl sie kein Blatt- und Wurzelsystem haben.
Ein Besatz mit Flechten ist für einen im Wachstum stehenden Baum nicht schädlich. Die Flechten nutzen die Bäume ausschließlich als Trägerwirte, sie „parasitieren“ jedoch nicht im eigentlichen Sinne. Dies wäre etwa bei Mispeln der Fall, die ihre wurzelähnlichen Saugorgane in den Wirtsbaum wachsen lassen und eine Symbiose eingehen. Der einzige eventuell baumschädigende Faktor ist der längere Verbleib von Nässe und Feuchtigkeit am Stamm, der wiederum sekundär zu Gehölzerkrankungen führen kann. Das Auftreten von Flechten ist landläufig ein Indikator für saubere Umweltbedingungen. Sie treten vermehrt bei hoher Luftfeuchte an schattigen Standorten auf. Sonnige Standorte werden eher gemieden.
Eine direkte Bekämpfung von Flechten ist nicht zwingend notwendig. Möglich wäre das mechanische Abbürsten mit Drahtbürsten. Auch das Einstreichen des Stammes mit Baumschutzfarbe (Weißeln als Frostschutz), würde die Flechten vernichten. Allerdings könnten damit nur der Stamm und die Hauptäste erreicht werden, nicht die fein verzweigte Krone.
Grundsätzlich sollten Obstbäume an einem Standort stehen, der ausreichend Lichteinfall bietet und ein möglichst schnelles Abtrocknen der Baumkrone nach Niederschlag ermöglicht. Gegebenenfalls sollten zu dichte Kronen, die auch vermehrt zu Flechtenbefall neigen, ausgelichtet werden (Spätwinter bei Frostfreiheit).