Wochenblatt-Leser Patrick M. in G. fragt: Unsere Hoflinde ist etwa 150 Jahre alt. Ende Mai wurde sie an einer Seite braun – wie im Herbst. Es sind neue Blätter ausgetrieben, aber auch braun geworden. Die Linde wird alle zwei Jahre zurückgeschnitten. Was fehlt ihr?
Forstwissenschaftler Dr. Ralf Petercord gibt Antwort: Die beobachteten Schäden könnten auf einen Befall mit dem Lindentriebsterben, das von dem Pilz Stigmina pulvinata ausgelöst wird, zurückzuführen sein. Durch das regelmäßige Zurückschneiden sind nahezu ausschließlich junge Triebe vorhanden, die dann in ihrer Gesamtheit auch anfällig für die Erkrankung sind.
Lindentriebsterben
Das Lindentriebsterben wird begünstigt durch Sommertrockenheit in Kombination mit Bodenverdichtung und kalten Wintertemperaturen. Unter diesen Voraussetzungen kann der Pilz schädigend wirken. Die Wiederaustriebsversuche sind ebenfalls typisch für die Krankheit.
Untersuchung erforderlich
Zur Abklärung bedarf es allerdings einer differenzialanalytischen Untersuchung von Zweigmaterial. Dies zeigt bei Stigmina pulvinata-Befall charakteristische Rindenläsionen (Rindenbrand), die, sofern sie Trieb-umfassend auftreten, den Trieb ringeln und damit die Triebabschnitte oberhalb der Läsion zum Absterben bringen.
Sommer trocken, Winter kalt
Auf den mitgesandten Bildern ist dies natürlich nicht zu erkennen, sodass auch rein abiotische Faktoren, Hitzeschäden durch starke Wärmestrahlung (Abstrahlung von der Hausseite, Fensterfront) oder Trockenschäden möglich wären, auch ein wurzelbürtiger Pilz kann nicht ausgeschlossen werden.
Wässern und weniger zurückschneiden
Zur Vitalisierung des Baumes sollten Sie eine ausreichende Wasserversorgung in Trockenphasen sicherstellen. Ebenfalls ist ein weniger starkes Zurückschneiden zu empfehlen, auch der Turnus und der Zeitpunkt im Jahr können entscheidend sein. Gerade in Trockenjahren, in denen die Bäume kaum Reservestoffe bilden und einlagern, kann ein zu starkes Zurückschneiden die physiologische Leistungsfähigkeit übersteigen.
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(Folge 5-2023)