An den eingeschickten Trieben Ihres Apfelbaumes sind keine Krankheitssymptome zu erkennen. Sie sind aber dicht mit Flechten besiedelt. Diese stellen eine Lebensgemeinschaft aus Blau- oder Grünalgen (Cyanobakterien) und Schlauchpilzen dar. Von der engen Verbindung profitieren beide Partner: Die Algen sind zur Photosynthese fähig und gewinnen Kohlenhydrate, von denen sich der Pilz ernährt. Im Gegenzug versorgt der Pilz die Algen mit Wasser und schützt sie vor starker Sonneneinstrahlung. Außerdem stützt und hält das Pilzgewebe die Flechte.
Flechten entziehen Obstbäumen weder Wasser noch Nährstoffe und schädigen sie nicht. Ältere Bäume zeigen oft einen höheren Besatz mit Flechten, weil die Organismen an den knorrigen Zweigen gut Halt finden. Außerdem gibt es unter den Rindenschuppen genug Feuchtigkeit und die lockere Krone lässt Licht durch. Generell deutet ein dichter Flechtenbesatz auf nachlassende Vitalität des Baumes hin. Dies ist mit zunehmendem Baumalter normal. Das Wachstum lässt nach und einzelne Astpartien sterben langsam ab. Daran siedeln sich Flechten bevorzugt an. Durch regelmäßigen Schnitt können Sie Ihre Bäume zu stetigem Neutrieb anregen und sie länger vital halten. Bei älteren Bäumen genügt es, an trockenen, frostfreien Wintertagen wenige alte Äste komplett abzusägen. Damit entfernen Sie gleichzeitig einen Teil der Flechten. Vielleicht empfinden Sie sie aber auch nicht als störend, belassen sie als einen Teil der Natur in den Bäumen und erfreuen sich an diesem sichtbaren Anzeiger für die Luftreinheit in Ihrer Umgebung.
(Folge 38-2020)