Wer Rosen kauft, erhält fast immer den Rat, diese daheim vor dem Einstecken in die Vase nochmals gut anzuschneiden. Die frische Schnittfläche ist entscheidend. Genauso ist es bei Nadelbäumen, also auch bei Weihnachtsbäumen.
Der Wassertransport in den Pflanzen folgt einfachen physikalischen Gesetzen. Zwischen Wurzeln und Blättern bzw. Nadeln, besteht ein Druckunterschied. Dieser bewirkt einen Sog, der das Wasser in den Leitungsbahnen aufsteigen lässt. Der Sog ist die Folge der Verdunstung an den Spaltöffnungen der Blätter. Dieser Verdunstungssog kann aber nur wirksam werden, wenn die Wassersäulen in den Leitungsbahnen nicht abreißen. Das kann in der Natur bei Trockenheit passieren, zum Beispiel durch Frosttrocknis in Nadelholz- Pflanzungen. Das passiert aber auch beim Abschneiden eines Weihnachtsbaums und dem Austrocknen der Schnittfläche.
Es kommt also wie beim Rosenstrauß darauf an, durch eine frische Schnittfläche, die rasch wieder in Wasser getaucht wird, das Abreißen der Wassersäule zu verhindern. Deshalb ist der Rat, den Weihnachtsbaum in Wasser zu stellen und ihn danach auch immer wieder zu gießen, nur von Erfolg gekrönt, wenn eine frische Schnittfläche eingetaucht wird. Ob dies bei Bäumen, die schon einige Wochen abgetrennt sind, nach erneutem Anschnitt noch gelingt, ist eher fraglich. Es wird dann zutreffen, dass Nadelbäume, wie auch viele andere Pflanzen, über die alte Schnittfläche kein Wasser mehr aufnehmen.
Wie schnell sie dann auch äußerlich trocknen und die Nadeln braun werden, hängt von der Baumart ab. Fichten reagieren da deutlich empfindlicher als die meisten Tannenarten. Aber auch das warme Weihnachtszimmer beschleunigt natürlich das Austrocknen bei mangelnder Wasseraufnahme. Also sind die beiden Aussagen nicht ganz falsch, es ist alles eine Frage der Frische, wie bei den meisten Naturprodukten.