Im vorliegenden Fall wurden Starkäste gekappt. Dadurch entstehen große Wundflächen, die für holzzersetzende Pilze ideale Eintrittspforten bilden und damit erhebliche Vitalitätsprobleme verursachen. Der Besitzer der Obstbäume hat versucht, diese Wundflächen mit den umgedrehten Untersetzern abzudecken. Er schützt die Wundflächen damit vermeintlich vor Niederschlag und hofft so, die Infektion mit Pilzen zu ver- oder zumindest zu behindern. Doch bereits auf den mitgesandten Fotos ist zu erkennen, dass ihm dies nicht gelungen ist.
Das Zurückschneiden von Starkästen ist immer problematisch und sollte grundsätzlich unterbleiben, da die Schnittflächen für ein gesundes Überwallen einfach zu groß sind. An älteren Bäumen sollte daher möglichst wenig herumgeschnitten werden. Die Kronenstruktur muss schlicht am jungen Baum entwickelt werden. Das heißt: Bäume vorausschauend und so früh wie möglich schneiden.
Bei älteren Bäumen sollte man mit der gegebenen Kronenform leben und nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei Astabbrüchen oder anderen schwerwiegenden Verletzungen, Starkäste einkürzen. Dabei muss man sich der geschilderten Folgeentwicklung bewusst sein, die zum vorzeitigen Absterben des Baumes oder zumindest zu Verkehrssicherungsproblemen führen kann.
Wichtige Regeln beim fachgerechten Baumschnitt sind, niemals den Astkragen zu beschädigen (oder gar wegzuschneiden) und keine Aststummel zu belassen. Der Astkragen gibt den Schnitt vor. So entsteht eine runde und die kleinstmögliche Wundfläche, die der Baum dann optimal überwallen kann. Die Schnittfläche sollte auch bei großen Schnittwunden nicht abgedeckt werden, denn der Pilzbefall lässt sich ohnehin nicht verhindern. Vielmehr entsteht unter der Abdeckung ein Mikroklima, das für das Pilzwachstum eher günstig ist. Es wird also genau das Gegenteil von dem erreicht, was eigentlich bezweckt werden sollte.