Ihre Frage würde ich gerne in mehrere Teilaspekte unterteilen, denn man kann unter „seriös“ ganz unterschiedliche Dinge verstehen.
Betrugsrisiken: Alle Banken – unabhängig ob online oder vor Ort – unterliegen in gleicher Weise dem Kreditwesengesetz und der Überwachung durch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht). Sie müssen also keinerlei Sorge haben, dass Ihre Onlinebank weniger stark beaufsichtigt würde oder nur schwächeren Anforderungen genügen müsste.
Risiken bei Insolvenz der Bank: Ihr Depot stellt stets ein Sondervermögen dar, welches im Falle einer Bankeninsolvenz durch den Verwalter ausgesondert werden muss. Würde die Bank insolvent werden, können Sie nach wenigen Tagen über einen anderen Anbieter wieder auf Ihr – völlig unversehrtes – Depotvermögen zugreifen. Solche Fälle sind schon passiert, wenn auch extrem selten. Die Konstruktion „Sondervermögen“ hat stets funktioniert. Hier ist also kein Unterschied zwischen Onlinebank und Bank vor Ort (= Flächenbank). Mögliche Unterschiede in der Bonität/Stabilität der Bank sind für Sie jedoch relevant, wenn Sie Einlagenkonten mit Summen über 100.000 € führen oder Anlagezertifikate der Bank zeichnen. Wobei ich von Zertifikaten ohnehin grundsätzlich abrate.
Technische Risiken: Bei den technischen Risiken sehe ich keine nennenswerten Unterschiede, sofern Sie selbst die grundsätzlichen Sicherheitsanforderungen wie z. B. handelsübliche Virenscanner, aktuelle Softwareversion etc. einhalten. Es gibt zwar immer mal wieder Berichte über Datenklau oder Hacking – auch bei Banken. Hiervon sind jedoch ebenso traditionelle Geschäftsbanken betroffen; in den seltenen Fällen, bei denen Kunden zu Schaden kamen, wurde ihnen dieser stets ersetzt. Es sei denn die Kunden hätten sich grob fahrlässig verhalten.
Erreichbarkeit im Krisenfall: Auch hier besteht – abgesehen von Bauchgefühl und Emotionen – kein relevanter Unterschied. Es ist ein Irrglaube, dass Ihre Bank vor Ort im Krisenfall besser erreichbar ist als eine Onlinebank. Wenn es so richtig kracht, unterliegen Sie bei beiden Varianten dem Risiko, dass Sie vor verschlossenen Türen stehen – virtuell oder real. Im extrem unwahrscheinlichen Fall, dass Bankenaufsicht oder Regierung ein Moratorium verfügen, kommen Sie an nichts mehr heran. In der aktuellen Corona-Krise waren die Kunden von Onlinebanken sogar im Vorteil, da sie z. B. ihre virtuellen Goldbestände ungehindert mit Gewinn verkaufen konnten, während der Zugriff auf Bankschließfächer zum Teil über Wochen hinweg nicht möglich war.
Zusammengefasst: In Hinblick auf Seriosität von Onlinebanken müssen Sie keinen Nachteil befürchten. Im Wesentlichen gilt, dass Onlinebanken erheblich kostengünstiger sind, die traditionellen Banken jedoch persönliche Ansprache und auch einen höheren Service bieten. Gerade wenn Sie nicht so EDV-begeistert sind und den persönlichen Kontakt schätzen, werden Sie sich bei der Bankfiliale vor Ort besser aufgehoben fühlen.
(Folge 2-2021)