Was besagt die Effektivkostenquote?: Die von deutschen Versicherern genutzte Effektivkostenquote gibt eine Information darüber, wie stark die jährliche Rendite Ihres im Versicherungsvertrag angesparten Geldes durch die verschiedenen Kostenarten etwa Abschluss- und Vertriebskosten, Verwaltungskosten, fixe Verwaltungskosten, Anlagekosten des Versicherers, ggfs. zusätzliche Anlagenkosten von genutzten Fonds usw. gemindert wird.
Wo gibt es Kritik?: Experten kritisieren an der Effektivkostenquote zweierlei. Erstens, dass sie – im Gegensatz zu dem britischen Vorbild „Reduction in Yield“ – bei manchen Versicherern nicht alle Kosten enthält – also unvollständig ist. Zweitens, dass die Prozentangabe auf einen Nenner bezogen wird, der für Verbraucher nicht einfach erkennbar ist und sich über die Jahre ständig ändert, da sie kontinuierlich angespart wird.
Beispiel: Ihr Vertrag läuft 25 Jahre mit monatlich 200 € und der Versicherer erzielt in der aktuellen Niedrigzinsphase eine angenommene Anlagerendite vor Kosten von 2 %. Die Summe Ihrer Beiträge berechnet sich so:
- 200 € x 12 x 25 = 60.000 €.
Ohne jegliche Verzinsung beträgt Ihr Endkapital 60.000 €. Bei 2 % Rendite wäre daraus ein Endwert von 76.872 € geworden.
Mageres Endergebnis: Durch die Effektivkosten von 1,3 % sind es aber nur noch 65.231 €, also 11.551 € oder 17,68 % Endkapital weniger. Ziehen Sie hiervon Ihr eingesetztes Kapital von 60.000 € ab, dann sehen Sie, dass Ihr Ertrag von 16.872 € durch die Kosten auf 5.321 € sinkt, also 68,5 % Ihrer Erträge durch Kosten aufgezehrt werden.
Bewertung: Sowohl die Ihnen genannte 1,3-%-Effektivkostenquote pro Jahr als auch der Verlust von 17,68 % oder 11.551 € auf das Endkapital als auch der Verlust von 68,5 % der Erträge durch die Kosten sind mathematisch korrekt und „wahr“. Wahrscheinlich hätten Sie hinter der harmlos wirkenden Effektivkostenquote von 1,3 % p. a. jedoch die anderen von mir errechneten Zahlen nicht vermutet.
Sparen und Versichern trennen: Nun entscheiden Sie in Kenntnis aller Zahlen selbst, was für Sie das Beste ist. Meine persönliche Entscheidung ist klar. Abgesehen von Sonderfällen und extrem kostenarmen Nettofondspolicen folge ich dem Grundsatz, Sparen und Versichern zu trennen. Wenn ich einen Risikoschutz benötige, gehe ich zum Versicherer, aber wenn ich zum Beispiel Altersvorsorge betreiben möchte, tue ich das eben nicht via Versicherungspolice, sondern mit erheblich kostengünstigeren Produkten.
(Folge 35-2021)