Der englischsprachige Begriff „Run-Off“ bedeutet so viel wie „Abwicklung“ oder „Auslaufen“. In Ihrem Kontext heißt das, dass Ihre Versicherungsgesellschaft das Neugeschäft hinsichtlich der von Ihnen unterzeichneten Vertragsart, zum Beispiel Riester-Vertrag oder Kapitalbildende Lebensversicherung, eingestellt hat. Grund dafür ist, dass der Versicherer sich von einer Fortsetzung des Geschäfts keine ausreichenden Erträge mehr verspricht und daher keine neuen Verträge mehr eingehen möchte. Die Problematik besteht nun darin, dass die Altbestände der Versicherungsverträge noch Jahre oder sogar Jahrzehnte bis zu ihrem Auslaufen benötigen und so lange auch verwaltet werden müssen, zumal der Versicherer Bestandsverträge nicht einfach auflösen kann. Zwei Möglichkeiten bieten sich an:
- Erstens der interne Run-Off. Das ist die Weiterverwaltung durch Ihren bisherigen Versicherer.
- Zweitens der externe Run-Off, bei dem der Versicherer den Altbestand an eine spezialisierte Drittgesellschaft verkauft. In diesem Fall haben Sie einen neuen Ansprechpartner – ob Sie das gut finden oder nicht.
Mögliche Nachteile für Verbraucher: Branchenkenner wie beispielsweise die Experten vom Bund der Versicherten befürchten, dass der Kundenservice schlechter wird, weil die Run-Off-Gesellschaft – oftmals eine ausländische, auf Bestandsabwicklungen spezialisierte Unternehmung – die Altversicherten schlechter behandelt, als es der ursprüngliche Versicherer tun würde. Da sie ja nicht im Versicherungsmarkt tätig ist und somit keinen guten Ruf zu verlieren hat. Tenor: Man wird den Versicherten keinen Cent mehr zugestehen, als diese auf dem Klageweg erstreiten können. Das Bundesaufsichtsamt hält diese Befürchtung für übertrieben und argumentiert, dass Versicherte von den effizienteren Prozessen der Run-Off-Gesellschaft durch geringere Kosten sogar profitieren könnten.
Folgen für Versicherte: Unabhängig davon, ob es die interne oder externe Erscheinungsform ist: Im Ergebnis ist jeder Run-Off für die Versicherten ein negatives Signal. Jedoch können Sie gegen die Abwicklung des Bestandes nichts tun. Daher sollten Betroffene die Vertragsfortsetzung intensiv prüfen.
- Eine erste Maßnahme könnte sein, dass Sie die vom Bund der Versicherten kostenlos zur Verfügung gestellte Frageliste mit Ihren individuellen Vertragsdaten füllen und die Run-Off-Gesellschaft per Einwurfeinschreiben um Zusendung der relevanten Daten bitten.
- Um dann als Nächstes zwischen Vertragsfortführung mit oder ohne Dynamik, Beitragsfreistellung oder Kündigung zu entscheiden.
Hilfe: Für Mitglieder bietet der Bund der Versicherten auch weitergehende Hilfen und Unterstützung an. Und wenn es richtig kompliziert und kleinteilig wird und/oder um viel Geld geht, sollten Sie einen Versicherungsberater (Zulassung nach § 34 d2 Gewerbeordnung) um eine Vertragsbegutachtung und Entscheidungshilfe bitten.
Auf keinen Fall sollten Sie das Warnsignal „Run-Off“ ignorieren, sondern aktiv anpacken.
(Folge 27-2021)