Wochenblatt-Leser Heinrich U. fragt: Meine Frau und ich sind beide 70 Jahre alt. Wir haben 10 000 € über. Sollten wir das Geld in ETFs anlegen? Welche kommen zur Auswahl?
Prof. Dr. Hartmut Walz, Hochschule Ludwigshafen am Rhein, antwortet:
Investieren in Aktien-ETFs
Vom Alter her spricht überhaupt nichts gegen die Wahl eines Aktien-ETFs. Bitte beachten Sie, dass es auch ETFs auf andere Anlageklassen gibt, zum Beispiel Anleihen. Ich rate angesichts der Inflation und der aktuellen Zinserhöhungen von Anleihe-ETFs ab und empfehle Ihnen mit Aktien-ETFs eine inflationsgeschützte Sachanlage. Jedoch sollten Sie – unabhängig vom Alter – für den genannten Betrag einen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren haben. So können Sie die Schwankungen, die bei Aktien immer auftreten können, aussitzen.
Ausschüttende ETFs
Ich empfehle Ihnen, ein Produkt zu wählen, welches die Erträge ausschüttet, um vom Sparerfreibetrag zu profitieren. Dieser beträgt für Verheiratete ab dem Jahr 2023 immerhin 2000 €. Selbst wenn Sie den Freibetrag überschreiten, bleibt meine Empfehlung für die ausschüttende Variante, alleine schon, damit Sie sich von den rund 250 bis 300 €, die Sie anfänglich pro Jahr erwarten dürfen, etwas Schönes oder Besonderes leisten können. Sie dürfen zu Recht annehmen, dass die Dividendenzahlungen – vielleicht unter geringen Schwankungen – im Zeitablauf steigen werden. Und zwar stärker als die Inflationsrate!
Breit streuende ETFs
Bei der Frage nach der Auswahl darf ich Ihnen aus rechtlichen Gründen zwar kein konkretes Produkt empfehlen, kann Ihnen aber trotzdem gut weiterhelfen. Ich empfehle Ihnen einen ETF auf einen möglichst weltweit streuenden Aktienindex, also den FTSE All-World-Index oder den MSCI All Country World-Index. Beide Indizes enthalten nicht nur Aktien von Industrieländern, sondern auch solche von Schwellenländern. Bitte verwechseln Sie den Letztgenannten nicht mit dem einfachen MSCI World-Index, welcher nur Industrieländer enthält und dabei fast 70 % nordamerikanische Aktien.
Auf die Kosten schauen: Im letzten Schritt wählen Sie unter den überschaubar wenigen ETFs, die sich auf einen der beiden empfohlenen Indizes beziehen, einen ausschüttenden mit geringen Gesamtkosten. Diese werden stets übersichtlich als Gesamtkostenquote (TER) ausgewiesen und sollten nicht über 0,25 % p. a. liegen.
Lesen Sie mehr:
(Folge 52-2022)