Um den Energieverbrauch eines Milchviehbetriebs einordnen zu können, hat sich der Energiescan als gutes Mittel bewährt. Dabei werden sämtliche Verbrauchsdaten mit Anschlusswerten und Laufzeiten erfasst und in einer detaillierten Verbrauchstabelle zusammengefasst. Diese Daten bilden anschließend die Grundlage für eine energetische Optimierung des Betriebes. Denn nur wenn Verbräuche bekannt sind und deren Höhe eingeordnet werden kann, besteht die Möglichkeit, gezielte Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln. Bei der Auswertung verschiedener Energiescans hat sich herausgestellt, dass der höchste Stromverbrauch und somit auch das größte Einsparpotenzial im Bereich der Milchgewinnung und Milchlagerung liegt (Verteilung Stromverbrauch kwh/Jahr).
Milchkühlung: Sparen
Das größte Einsparpotenzial für Strom bei der Milchgewinnung und -lagerung liegt im Bereich der Milchkühlung. Durch das Aufstellen des Kühlaggregates außerhalb der Milchkammer mit einem einfachen Wetter- und Sonnenschutz zur Schaffung einer optimalen Luftzirkulation und Versorgung mit kühler Außenluft lässt sich ohne großen Aufwand elektrische Energie einsparen. Außerdem spart das Einstellen der optimalen Milchlagertemperatur zusätzlich Strom.
Die höchste Energieersparnis in diesem Bereich erreicht man mit der Installation von Milchvorkühlern. Diese Rohr- oder Plattenkühler werden in die Milchdruckleitung eingebaut und kühlen die Milch vor dem Erreichen des Milchtanks mit Wasser im Gegenstromprinzip herunter. In der Regel wird für diesen Vorgang kaltes Brunnenwasser genutzt. Durch eine optimal dimensionierte Milchvorkühlung lässt sich der Energieverbrauch des Kühlaggregates um rund 50 % reduzieren. Die Effizienz von Vorkühlern lässt sich durch die Verwendung von drehzahlgesteuerten Milchpumpen nochmals deutlich steigern, da während der kompletten Melkzeit kontinuierlich ohne Pause Milch abgepumpt wird und so die Leistung des Milchvorkühlers optimiert wird.
Um bei der Milchkühlung möglichst viel durch eine Photovoltaikanlage selbst erzeugten Strom einsetzen zu können, eignen sich Eisbänke zur Energiespeicherung. So wird über Tag mittels PV-Eigenstrom Eiswasser produziert und gespeichert. Dieses Eiswasser wird anschließend durch einen Milchvorkühler geschickt. So wird eine Sturzkühlung erreicht und die Milch fließt bereits mit Lagertemperatur in den Milchtank. Bei den aktuell hohen Preisen für Zukaufstrom kann eine Eisbank eine wirtschaftliche Möglichkeit der Speicherung eigener Energie darstellen.
50 % weniger Strom
Um beim Melken Strom einzusparen, hat sich der Einsatz von Frequenzsteuerungen zur Vakuumregulierung in Melkanlagen bewährt. Bei konventionell über ein Vakuumregelventil gesteuerten Anlagen läuft die Vakuumpumpe während der kompletten Melkzeit und der Reinigung unter Volllast. Das Vakuum wird durch den Einlass von atmosphärischer Luft gesteuert. Es wird also ein zuvor erzeugtes Vakuum durch Lufteinlass wieder vernichtet. Bei der frequenzgesteuerten Vakuumpumpe hingegen werden mit einem elektronischen Sensor die Vakuumverhältnisse in der Anlage gemessen und mit der Frequenzsteuerung des Vakuumpumpenmotors die Drehzahl der Vakuumpumpe entsprechend des Bedarfs gesteuert. Je nach Pumpengröße und Dauer der Melkzeit ist eine Halbierung des Stromverbrauchs möglich.
Bei der Reinigung der Melkanlage und des Milchtanks werden große Mengen an heißem Wasser benötigt. Die energiesparendste Art der Warmwasserbereitung ist die Wärmerückgewinnung aus der Milchkühlung. Mit deren Abwärme lassen sich aus der Kühlung von 100 l Milch gut 60 l Wasser auf rund 50 °C erwärmen. Dieses warme Wasser wird in einem Speicher bereitgestellt, aus dem sich der Spülautomat bedienen kann. Alternativ wird es in einem Boiler weiter aufgeheizt und dann direkt der Melkanlagenreinigung zugeführt.
Energiesparen im Stall
Auch bei technischen Geräten im Milchviehstall lässt sich elektrischer Strom einsparen. Moderne energiesparende Kuhbürsten zum Beispiel benötigen deutlich weniger Strom als ältere Modelle. Gerade bei Neuanschaffungen sollte der Stromverbrauch der einzelnen Modelle im Fokus stehen.
Ähnliche Einsparpotenziale gibt es auch bei der Stallbelüftung: Temperaturabhängig gesteuerte, direkt angetriebene Ventilatoren mit einer Frequenzsteuerung arbeiten sehr energieeffizient.
Eine deutliche Reduktion des CO2-Ausstoßes in der Stalltechnik lässt sich mit dem Austausch von Dieselmotoren durch elektrisch betriebene Technik erreichen. Hier sind besonders das Abschieben von Laufgängen und Spalten, das Anschieben von Futter und das Aufrühren von Gülle, aber auch die Fütterung zu nennen. Die einzelnen Einsparpotenziale sollten bei einer betriebsindividuellen Energieberatung festgestellt werden, da die eingesetzten Techniken und Einsatzzeiten in Milchviehbetrieben deutlich abweichen.
Eine Energieberatung hilft Energieeinsparpotenziale zu erschließen und zeigt etwaige Fördermöglichkeiten auf.
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