Westfalen: Landleben ist wieder angesagt

Wochenblatt und Heimatbund veröffentlichen "Dorfideen mit Weitblick"

Bürgerschaftliches Engagement wird auf dem Land groß geschrieben. Originelle Ideen und inspirierende Beispiele aus der Praxis stellen der Westfälische Heimatbund und das Wochenblatt gemeinsam vor.

Die Mehrzahl der Menschen in Deutschland möchte in Dörfern oder Kleinstädten leben. Das zeigen gerade jüngere Umfragen im Schatten der Corona-Krise. Dabei sind – jenseits der Idylle – etliche Problemfelder in ländlichen Räumen vorhanden und auch seit längerem bekannt: es gibt eben kein 3G an jeder Milchkanne, die ärztliche Versorgung wird abgebaut, der nächste Supermarkt ist kilometerweit entfernt und die Busverbindung fehlt. Hier sind gute Konzepte und echte Anpacker gefragt.

Anpacken und Mitmachen

Was gerade bürgerschaftliches Engagement in diesem Bereich leistet – das zeigt das Projekt „Dorfideen mit Weitblick“ des Westfälischen Heimatbundes e. V. (WHB) in Kooperation mit dem Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben. In einer gemeinsamen Dokumentation werden originelle Ideen und inspirierende Beispiele aus der Praxis vorgestellt. Sie werden durch Statements von Fachwissenschaftlern und einen umfangreichen Serviceteil ergänzt.

Das Projekt läuft seit Frühjahr 2020 und wurde von der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat und Kulturpflege sowie der Westfälischen Provinzial-Versicherung finanziell unterstützt. Es steht unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Ursula Heinen-Esser.

Dorfentwicklung wichtig für lebendige Demokratie

„Ländliche Räume brauchen eine zukunftsfeste Gesamtstrategie. Der WHB als einer der mitgliederstärksten Heimatverbände in Deutschland möchte mit seinen Aktivitäten rund um die Zukunft der Dörfer dazu einen Beitrag leisten“, so Matthias Löb, Vorsitzender des Westfälischen Heimatbundes. „Dorfentwicklung ist für eine lebendige Demokratie zentral. Wir wollen bürgerschaftliches Engagement in diesem Bereich nachhaltig durch Beratung, Service und Qualifizierung stärken.“

„Am Ende kommt es vor allem auf die Menschen an. Lebendige Dörfer brauchen Kümmerer und Problemlöser, die Ideen haben und auch den Mut und den langen Atem, diese Ideen umzusetzen“, macht Dr. Ludger Schulze Pals, Geschäftsführer des Landwirtschaftsverlages, deutlich. „Wir stellen 13 ‚Dorfideen mit Weitblick‘ aus Westfalen vor. Die Spannweite reicht von der Renaturierung einer ortsnahen Heidefläche in Saerbeck (Kreis Steinfurt) über die digitale Dorfvernetzung in Wittgenstein bis nach Störmede im Kreis Soest, wo sich ein ganzes Dorf gemeinsam zukunftsfähig macht. Wem diese Vorbilder Mut machen, selbst aktiv zu werden, findet im Serviceteil viele wertvolle Fördertipps.“

Lösungen der Zukunft

Im März 2020 startete das Projekt mit einem Aufruf an die Leserschaft der WHB-Verbandszeitschrift „Heimat Westfalen“ und des Wochenblattes. Gefragt wurde nach Projekten und guten Beispielen, die zur Nachahmung in anderen Dörfern Westfalens anstiften sollen.

Aus den vielen Einsendungen haben die Projektpartner die interessantesten Projekte ausgewählt. Kriterien waren unter anderem die Originalität der Ideen. Gefragt waren also Aktivitäten, die im ländlichen Raum neue Wege gehen – etwa bei der Zielrichtung, bei der tragenden Grundidee, bei der Ansprache ehrenamtlich Aktiver oder nicht zuletzt auch bei Möglichkeiten der Finanzierung.

Es sollte überdies die ganze Bandbreite ländlich-dörflichen Engagements in den Blick genommen werden – von der Umgestaltung einer Dorfkirche bis zur umfassenden Digitalisierung eines Ortes, von der ehrenamtlich betriebenen Dorfkneipe bis zum Heimatmuseum, das auch als Zentrum musisch-künstlerischer Aus- und Weiterbildung dient.

Zusammengenommen erlauben die vorgestellten Beispiele tiefe Einblicke in die jeweiligen Problemlagen vor Ort und die Lösungswege, welche die Akteure im Rahmen ihres Projektes entwickelt haben.

Teil des Gesamtvorhabens war auch ein digitales Forum zur Zukunft der Dörfer im Juli 2021, das im Netz abrufbar ist. In Kürze soll eine kleine Wanderausstellung folgen.

Wo gibt es die Publikation?

Die Publikation steht hier in digitaler Form zum kostenfreien Download zur Verfügung.

Außerdem kann sie in der gedruckten Variante hier angefordert werden:

Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Redaktion
Stichwort: Dorfideen mit Weitblick
Postfach 4929
48028 Münster
redaktion@wochenblatt.com



Westfälischer Heimatbund e.V.
Geschäftsstelle
Stichwort: Dorfideen mit Weitblick
Kaiser-Wilhelm-Ring 3
48145 Münster


Zum Hintergrund

Der 1915 gegründete Westfälische Heimatbund e. V. (WHB) ist einer von drei Heimatverbänden in Nordrhein-Westfalen und zugleich einer der mitgliederstärksten in der Bundesrepublik Deutschland. Der WHB ist Dachorganisation für rund 600 Heimat- und Bürgervereine sowie 700 ehrenamtliche Heimatpflegerinnen und Heimatpfleger in der Region. Als Serviceeinrichtung und Sprachrohr unterstützt und vertritt er die Belange von etwa 130.000 heimatverbundenen Menschen in Westfalen.

Das Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erscheint im Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup und hat 2019 sein 175-jähriges Bestehen gefeiert. Die Zeitschrift hat eine Auflage von rund 64.000 Exemplaren. Die Leser kommen überwiegend aus dem Kerngebiet Westfalen-Lippe, aber auch aus dem Rheinland, dem südlichen Niedersachsen oder dem nördlichen Hessen. Das Wochenblatt liefert wöchentlich Informationen für Landwirte und für Menschen im ländlichen Raum.

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Wer über die Zukunft der ländlichen Räume redet, kann über Landwirtschaft nicht schweigen: Beides spielte eine gewichtige Rolle beim Digital-Forum, veranstaltet vom Wochenblatt und vom Heimatbund.

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