Geschlechtsbestimmung im Ei

Brüterei startet vor Tag 7

In der zu Lohmann Deutschland gehörenden Brüterei in Dorum wird jetzt die Geschlechtsbestimmung im Ei mittels Spektroskopie in der Praxis getestet.

Seit dem 1. Januar 2022 ist das Töten von männlichen Eintagsküken in Deutschland verboten. Das Gesetz sieht weiterhin vor, dass ab dem 1. Januar 2024 das Geschlecht in ovo vor dem 7. Bruttag bestimmt werden muss, um Eier mit männlichen Embryonen auszusortieren.

Weltweit einziges Verfahren

An der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden wurde bereits vor einiger Zeit ein Verfahren entwickelt, mit dem das Geschlecht ab dem 3. Bruttag sicher bestimmt werden kann. Unter Praxisbedingungen gehen die Beteiligten von einer Geschlechtsbestimmung zwischen dem 5. und 6. Bebrütungstag aus. Es ist weltweit das gegenwärtig einzige bekannte Verfahren der in ovo Geschlechtsbestimmung, das so frühzeitig eingesetzt werden kann, laut der Akteure zu nahezu keiner Reduzierung der Schlupfrate führt und zudem schnell und preiswert ist.

Die Forschung wurde zunächst über viele Jahre vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) und seit 2021 vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert. Die Forschungsergebnisse sollen nun gemeinsam mit der Agri Advanced Technologies (AAT) GmbH, einem Tochterunternehmen der EW GROUP, in eine Systemlösung für die praktische Anwendung in Brütereibetrieben überführt werden. Dazu wurde zwischen der TU Dresden und der AAT GmbH ein Lizenz- und Transfervertrag abgeschlossen.

Ei muss geöffnet werden

Das an der TU Dresden entwickelte und optimierte Verfahren lässt weibliche Embryonen sicher erkennen. Das Geschlecht wird mittels optisch-spektroskopischer Methoden im embryonalen Blut bestimmt. Dazu wird zunächst die Schale oberhalb der Luftblase geöffnet, wobei die den Embryo schützende Eimembran völlig intakt bleibt. Anschließend beleuchtet ein schwacher Laser für etwa eine Sekunde ein Blutgefäß. Das zurückgeworfene Licht wird registriert und lässt Rückschlüsse auf das Geschlecht des Embryos zu.

Im letzten Jahr konnte in diversen Versuchen unter Laborbedingungen die hohe Genauigkeit des Verfahrens bei nahezu unveränderter Schlupfrate belegt werden. Momentan werden einige Schritte im Bestimmungsverfahren noch manuell durchgeführt, was die Effizienz durch Geschwindigkeitsdefizite und damit die Anzahl der bestimmbaren Legehennen stark begrenzt. Ziel des gemeinsamen Vorhabens von AAT GmbH und TU Dresden ist deshalb in den nächsten Monaten die sekundenschnelle vollautomatisierte in ovo Geschlechtsbestimmung und die nachfolgende Weiterentwicklung zur Serienreife. AAT investiert einen Millionenbetrag in das Forschungsprojekt, um das Verfahren von Laborbedingungen in die Industrietauglichkeit zu überführen.

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