Vom Acker auf den Sportplatz

Der Schiedsrichter Matthias Bode pfeift Fußballspiele, seitdem er 13 Jahre alt ist. Er hat gelernt, sich Respekt zu verschaffen. Wenn aber auf dem elterlichen Hof die Arbeit wartet, steigt er auf den Schlepper.

Während der WM sind sie im Mittelpunkt: Spieler, Trainer, Fans. Etwas im Abseits stehen die Herren in Schwarz, die Schiedsrichter. Matthias Bode hat auch bei ihnen genau hingeschaut. Denn er ist einer von ihnen. Seine Vorbilder sind nicht „Müller“ oder „Schweinsteiger“, sondern die Unparteiischen „Thorsten Kinhöfer“ und „Dr. Felix Brych“.

Der 21-Jährige leitet schon seit fast neun Jahren selbst Spiele im Amateurfußball. Doch wenn seine Eltern ihn auf dem 40-ha-Ackerbaubetrieb in Borgentreich-Lütgen­eder im Kreis Höxter brauchen, geht der Hof vor.

Angefangen an der Linie

Angefangen hat alles als Linienrichter bei seinem Heimatverein SV Grün-Weiß Lütgeneder. Schon als 12-Jähriger begleitete er die zweite Mannschaft zu ihren Auswärtsspielen. Mit der Fahne zeigte er Einwürfe an.

Beim regelmäßigen Besuch mit seinem Vater im Dortmunder Stadion, wuchs nicht nur das Interesse am Spiel, sondern auch an der Arbeit der Unparteiischen. Mit 13 legte Matthias die Prüfung zum Schiedsrichter ab. Sie besteht aus einem schriftlichen Regeltest, einem 1200-m-Lauf und mehreren Sprints auf Zeit. Diese Prüfung muss jährlich wiederholt werden.

Ungefähr 15 Partien hat er allein dieses Jahr geleitet. Neben einer Kilometerpauschale von 30 Cent erhalten die Schiedsrichter knapp über 20 € pro Kreis- und Bezirksligaspiel. Ein besonderer Anreiz ist es, dass Schiedsrichter freien Eintritt zu jedem Spiel des DFB haben – von der Kreisliga bis zur Bundesliga.

Ernte geht vor Spiel

Doch Matthias engagiert sich nicht nur auf dem Sportplatz, sondern hilft auch auf dem Betrieb seiner Eltern. Während der Ernte steuert er den Mähdrescher. Auch das Grubbern und Pflügen gehört für den gelernten Mechatroniker seit Kindesbeinen dazu. „Manches Sportfest musste ich im Sommer absagen. Da hat der Weizen Vorrang. Sonst ginge es zu Hause nicht“, meint Matthias, der noch auf dem Hof seiner Eltern wohnt.

Auch zur Beginn der vergangenen Saison musste Schiedsrichterobmann Marcel Rehermann manchmal auf ihn verzichten, wenn Matthias mähen musste. „Der Obmann weiß aber Bescheid und findet dann immer kurzfristig Ersatz“, beschreibt Matthias das gute Verhältnis unter den Schirikollegen.

Dickes Fell nötig

Matthias bereut es nicht, Schiedsrichter zu sein. Durch das Amt bekam er mehr Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen. „Am Anfang habe ich viele Karten gezeigt, um mich durchzusetzen“, erinnert er sich: „Jetzt versuche ich, es mit Reden zu lösen. Denn viele Rote Karten kann der Schiri durch Gestik und Gespräch vermeiden.“

Ein Referee braucht ein dickes Fell. „Worte, die auf dem Platz fallen, ob von Spielern, Trainern oder Eltern, sollte man nicht persönlich nehmen“, rät der Unparteiische.

„Wichtig ist die volle Unterstützung seitens der Eltern und des Vereins“, rät er jungen Schiedsrichtern. Schon aus ganz praktischen Gründen. Denn bis zum eigenen Führerschein braucht man immer einen Fahrer. Patrick Otte

Die komplette Geschichte findest du in der aktuellen Ausgabe des Wochenblattes 28/2014 auf Seite 86.