Elementare Vielfalt

Wie viel Stickstoff ist in der Gülle? Schimmelt das Futter? Solche Fragen beantwortet Isabelle Hirsch – Auszubildende Chemielaborantin bei der landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) in Nordrhein-Westfalen.

Wochenblatt:
Isabelle, warum möchtest du Chemielaborantin werden?

Isabelle: Chemie hat mir schon in der Realschule immer Spaß gemacht. Als mein Ausbildungswunsch feststand, habe ich übers Internet von der Ausbildung bei der Landwirtschaftskammer in Münster erfahren.

Wochenblatt: Unterscheidet sich deine Ausbildung von der deiner Berufsschulkameraden?

Chemielaborant
Voraussetzungen: Es ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben; Betriebe stellen überwiegend Auszubildende mit Hochschulreife ein.
Dauer: 3,5 Jahre
Ausbildungsentgelt: abhängig von der Ausbildungsbranche, der Tarif liegt dem Bundesinstitut für Berufsbildung zufolge zwischen 733 € im ersten und 1.018 € im vierten Ausbildungsjahr.
Tätigkeitsfelder:
– Forschungs-, Entwicklungs- sowie Produktions- laboratorien der chemischen und pharmazeutischen Industrie, der Farb- und Lackindustrie, der Nahrungsmittel- bzw. Kosmetikindustrie
– naturwissenschaftliche und medizinische Hochschul-institute
www.berufenet.arbeitsagentur.de


Isabelle: In meiner Ausbildung stehen Themen wie Boden-, Wasser- oder Futtermittelanalysen auf der Tagesordnung. Für viele Klassenkameraden ist es fremd, dass es auch mal stinken kann, wenn wir Gülleproben untersuchen. Die meisten machen ihre Ausbildung in der Pharmabranche. Eins ist aber gleich: Kittel und Schutzbrille gehören zur täglichen Arbeit.

Wochenblatt: Wie ist der Berufsschul­unterricht geregelt?

Isabelle: Wir haben Blockunterricht, der immer vier bis fünf Wochen dauert. Chemie steht ganz oben auf dem Stundenplan, aber auch Fächer wie Physik, Biologie, Mathe und technisches Englisch gehören zum Unterricht.

Wochenblatt: Womit verbringst du die meiste Arbeitszeit?

Isabelle: Wir arbeiten viel im Labor, aber die Arbeit ist an sich wenig Handarbeit.
Natürlich pipettieren und wiegen wir, aber oft überwachen wir auch die Messgeräte, werten die Daten aus, interpretieren die Untersuchungsergebnisse. Und natürlich muss jeder Schritt protokolliert werden, um nachhalten zu können, wo eine Probe herkommt und was mit ihr gemacht wurde.

Wochenblatt: Welche Abteilung durchläufst du derzeit?

Isabelle: Wir wechseln jedes Quartal die Abteilung und gerade arbeite ich in der Wasserabteilung. Dort untersuchen wir Wasserproben, die zum Beispiel aus privaten Trinkwasseranlagen bei Landwirten entnommen und vom Entnahmetechniker zu uns gebracht wurden. Ich bestimme den pH-Wert oder führe einen Nitrat-Test durch. Vorher war ich in der Abteilung für Futtermittelanalysen. Dort war eine meiner Aufgaben, Futter auf Hefe- oder Schimmelpilze zu untersuchen.

Wochenblatt: Was sollte jemand, der Chemielaborant werden möchte, unbedingt mitbringen?

Isabelle: Zwei linke Hände sind im Labor äußerst ungünstig. Etwas Geschick im Umgang mit den Proben ist wichtig.
Und Mathekenntnisse sind besonders gefragt – schnell ausrechnen, welches Mengenverhältnis vorliegt, gehört nach einigen Monaten zur Routine. Aber genauso wichtig ist es, Dinge erfassen zu können – also zu beobachten, was passiert, wenn man beispiels­weise zwei Stoffe zusammenführt.
Und man sollte Stehvermögen haben – bei vielen Arbeiten im Labor stehen wir.

Wochenblatt: Welche Aufgaben waren während deiner Ausbildung besonders spannend?

Isabelle: Im ersten Ausbildungsjahr bin ich mit einem Probentechniker zu einem Landwirt gefahren, der in der Nähe einer Uranaufbereitungsanlage gewohnt hat. Um die Pflanzen in der Umgebung zu untersuchen, haben wir eine Maispflanze ausgegraben, mitgenommen und im Labor untersucht. Die Arbeit am Probenannahmeschalter war aber auch eine besondere Erfahrung. Ganz anders als bei der Laborarbeit hatte ich den direkten Kontakt zu Landwirten und Probetechnikern.

Wochenblatt: Wie sieht deine berufliche Zukunft aus?

Isabelle:
Ich möchte gerne weiter als Chemielaborantin arbeiten, ob ich dafür bei der LUFA bleiben kann, ist noch offen. CS