Gans „laust“ Schaf

Die ungewöhnliche Kontaktaufnahme zwischen Gänsen und Schafen dürfte weniger auf Sympathie beruhen, vielmehr hat sich hier offenbar eine „Zweckgemeinschaft“ entwickelt. Viele Schafe sind latent von Haut­erkrankungen betroffen. Neben Infektionen mit Hautpilzen und Bakterien (sogenannte Regenfäule, Staphylococcus-aureus-Infektionen) stehen Außenparasiten, beispielsweise Haarlinge, Läuse, Milben sowie Schaflausfliegen in der Befallsrate bzw. ihrer Schadwirkung an erster Stelle.
Das Vlies des auf dem Foto abgebildeten Schafes ist geschlossen, nicht zu lang und spricht insgesamt für einen guten Allgemeinzustand des Tieres. Dennoch finden sich auch bei solchen Tieren nach Scheiteln der Wolle nicht selten dicht an der Haarbasis 2 bis 4 mm große, also mit bloßem Auge erkennbare, flügellose, braun-gräuliche Insekten, die sich von Hautbestandteilen ernähren. Diese führen zu Vlies- und Hautschäden und nicht zuletzt zu Juckreiz. Bei einem derartigen Haarlingsbefall ist die Haut im Gegensatz zum Milbenbefall meist kaum verändert, gelegentlich ist vermehrte Schuppenbildung festzustellen.

Zur Befriedigung des Juckreizes dulden die Schafe die Kontaktaufnahme mit den Gänsen, die ihrerseits Interesse an den vermehrt natriumhaltigen Absonderungen („Exsudat“) der leicht irritierten Haut der Schafe finden. Die Haltung von Kopf und Ohren des „in der Behandlung stehenden Schafes“ drücken dessen Wohlbefinden aus.

Ektoparasiten sind in der Lage, außerhalb des Schafes etwa vier Wochen zu überleben. Zur Bekämpfung werden meist Pyrethroide im „Pour-on“-Verfahren eingesetzt, zum Beispiel Butox oder Laproxin. Alle Tiere müssen in die Behandlung einbezogen werden. Alternativ kann in Abhängigkeit von der Witterung eine Bade- oder Sprühbehandlung mit dem Wirkstoff Phoxim (Sebacil) erfolgen. Makrozyklische Laktone, die auch zur Bekämpfung von Innenparasiten eingesetzt werden, scheinen in der Praxis nicht dauerhaft wirksam zu sein.