Forstsaatgut

Eichen liefern reiche Ernte

Trotz des Dürresommers ist die Saatguternte 2018 bundesweit überdurchschnittlich gut ausgefallen. Neben einigen Vollmasten überraschte die Saatgutexperten vor allem die große Anzahl der beerntbaren Baumarten.

Viele Wälder müssen nach Trocken-, Sturm- und Borkenkäferschäden wieder angepflanzt werden. Wo Naturverjüngung ausbleibt, muss der Waldbesitzer mit Saaten oder Baumschulpflanzen nachhelfen. Jedoch bremste im vergangenen Jahr monatelanger Wassermangel die Blüten- und Samenanlage der Bäume. Wie viel Saatgut nach dem Dürresommer zur Verfügung steht und welche Sorten und Herkünfte zurzeit besonders nachgefragt sind, war Thema der diesjährigen „Darrleitertagung“ in Arnsberg, zu der sich die Saatgutexperten aus ganz Deutschland vor einigen Tagen trafen.

Ein „mastreiches“ Jahr

Angesichts des Dürresommers überraschte die satte Ernte von Eicheln, Zapfen und Samen die Saatgutexperten, wenngleich es regional enorme Ernteunterschiede gibt   – klimabedingt. Während in Rheinland-Pfalz eines der größten Erntejahre gemeldet wurde – besonders in der Anzahl der beernteten Baum­arten – fiel die Saatguternte in Sachsen-Anhalt nahezu aus.

Die Ernte von Bucheckern war bundesweit sehr unterschiedlich und häufig durch kleine, unausgereifte sowie teils hohle Eckern geprägt. Die Keimfähigkeit der Buch­eckern ist vergleichsweise niedrig. Glück im Unglück: Weder Buchensaatgut noch Pflanzenmaterial sind zurzeit stark nachgefragt, weil sich die Baumart sehr gut selbst verjüngt und die Buchenvor­anbau-Programme weitgehend abgeschlossen sind.

Buchen vermehren sich sehr gut selbst. Deshalb ist die Nachfrage nach ihrem Saatgut niedrig. (Bildquelle: JRG/stock.adobe.com)

Ganz anders ist die Ernte der Eicheln ausgefallen. Die Saatgutexperten sprechen bei dieser Baum­art deutschlandweit nahezu von einer Vollmast – fast alle Bäume der Art haben Früchte getragen. Das gilt vor allem für die Trauben­eiche. Trotz des Wassermangels bildeten die Eichen viele und mitunter große Eicheln. In Bayern – vor allem dem Spessart – fiel die Ernte mit 43 t Eicheln zwar durchschnittlich, aber deutlich über den Erwartungen aus. Denn in den Laubmischbeständen haben die Eichen als Wärme liebende Baum­art trotz des Wassermangels reichlich Früchte produziert, während die benachbarten Buchen aufgrund von Trockenstress bereits Früchte und Blätter abgeworfen hatten.

Vom Eichenmastjahr profitierten auch die Hessen. Trotz der geringen Wassergehalte der Früchte von nur rund 30 % war die Keimfähigkeit der Eicheln gut. Durchschnittlich fallen die Eicheln mit
40 % Wassergehalt vom Baum und brauchen zur Lagerung einen Wassergehalt von mindestens
35 %. Nach der Vollmast beobachten die Förster in Hessen schon wieder eine satte Blüte der Traubeneiche, besonders im Spessart. Für gewöhnlich blüht die Baumart nur alle vier bis sechs Jahre.

In Brandenburg nutzten die Förster zwei Drittel der Eichenmast gleich für Waldsaaten. Dazu brachten sie mehr als 20 t Eicheln mit einer speziellen Fräse streifenweise in den Staatsforsten aus. Die Eiche zählt in Brandenburg zur sogenannten potenziellen natürlichen Vegetation – sie würde sich dauerhaft ohne menschliches Zutun einstellen.

Ein Großteil der Eichelernte findet durch das Aufsammeln der Früchte statt. Je Kilogramm beziffern sich die Kosten auf bis zu 3 €.

Eicheln sind nicht gleich Eicheln: Für die Anzucht in der Baumschule sind nur Früchte aus speziellen Erntebeständen zulässig. Im eigenen Wald dürfen aber selbst gesammelte Eicheln gesät werden. (Bildquelle: konoplizkaya/stock.adobe.com)

Kirsche bleibt ein „Ladenhüter“

Während Eicheln überall im Land der „Verkaufsrenner“ sind, erweist sich die Kirsche zunehmend als Ladenhüter. Trotz vieler Früchte haben die nordrhein-westfälischen Saatgutexperten 2018 auf eine Beerntung verzichtet – die Lager sind voll, das Kaufinteresse gering.

Auch Kirschen werden regelmäßig zur Saatgutgewinnung gepflückt. Wegen des Überangebots von Saatgut verzichteten die meisten Betriebe 2018 auf eine Ernte. (Bildquelle: Jan Preller/Wald und Holz NRW)

Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage der Baumschulen nach Saatgut grundsätzlich hoch. Das gilt besonders für die Samen von Douglasie und Küstentanne. Allein in NRW wurden 2018 mehr als 15 t Douglasienzapfen geerntet. Besonders groß ist das Interesse nach Frischsaatgut, das zuvor nicht eingelagert worden ist. Der Preis pro Kilogramm Douglasiensaatgut beträgt durchschnittlich
1000 €.

Die hohe Nachfrage lässt sich vielerorts nicht decken. Beispielsweise blieb die Zapfenernte in Niedersachsen deutlich unter den Erwartungen. In Sachsen-Anhalt kommt aufgrund der Trockenschäden außerdem eine hohe Nachfrage nach Kiefernsaatgut hinzu. Die Baumart wurde wegen des geringen Zapfenbehangs in keinem Bundesland nennenswert beerntet.

Erschwerte Ernte

Die Trockenheit spiegelte sich besonders bei der Fruchtabreife aller Gehölze wider – sie war zum Teil wesentlich früher, was die Ernte in einem kürzeren Zeitfenster erforderte. Beispielsweise öffneten sich die Zapfen der Lärche schon Ende Oktober – mehr als vier Monate früher als üblich.

Viele Zapfen und Früchte waren vergangenens Jahr wegen der hohen Temperaturen sehr viel früher erntereif als üblich. (Bildquelle: wira91/stock.adobe.com)

Ein Problem der Branche ist der zunehmende Schädlingsdruck auf die Saatgutbestände. In Hessen beernteten die Förster vom Käfer geschädigte Fichten, ehe sie aus Waldschutzgründen gefällt worden sind. In Niedersachsen sind zudem einige der anerkannten Lärchensaatgutbestände vom Lärchenborkenkäfer geschädigt. In Baden-Württemberg setzen unter anderem der Krummzähnige Tannenborkenkäfer der Weißtanne zu. Damit reagieren auch diese Baum­arten indirekt auf den andauernden Wassermangel. Langfristig werden zur Saatgutversorgung und Generhaltung neue Erntebestände nötig sein.

Die Saatgutexperten der Landesforstbetriebe aus ganz Deutschland trafen sich jetzt zum gemeinsamen Austausch in Arnsberg (Hochsauerlandkreis). (Bildquelle: Schlotmann)

Nicht alles ist geeignet
Am Saatgut ist die Herkunft der einzelnen Gehölze nicht erkennbar. Damit die genetische Herkunft stimmt und unverfälscht ist, unterliegen Saatguternte und -handel dem sogenannten Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG). Demzufolge darf nur Saatgut für Waldsaaten oder die Anzucht in der Baumschule gehandelt werden, das aus anerkannten Saatgutbeständen stammt. Für die Anzucht im eigenen Wald ist das Sammeln von Früchten oder Zapfen jedoch erlaubt.