Zwischen Fußball und Stall

Lars Wilmes hat zwei Leidenschaften: Fußball und Schweine. Im dritten Jahr seiner Ausbildung kümmert er sich um die Sauen auf dem Hof von Hubertus Jesse. Auf dem Sportplatz sorgt er im Mittelfeld für Ordnung.

Punkt sieben Uhr ist Anstoß auf dem Hof Jesse in Warstein-Belecke im Kreis Soest. Dann beginnt die Arbeit für den begeisterten Hobbyfußballer Lars Wilmes auf dem Sauenbetrieb. Im Büro warten schon sein Azubi-Kollege Jonas Korte und sein Chef Hubertus Jesse. Die drei sprechen die Aufgaben für den Tag durch. Der 19-Jährige arbeitet im dritten Jahr seiner landwirtschaftlichen Ausbildung auf dem Betrieb.

Von Kindheit an im Stall

Wie fast jeden Morgen geht es erst mal durch die Ställe: Die 560 Sauen müssen gefüttert werden. Bei seinem Rundgang kontrolliert Lars die Buchten, ob mit den Muttertieren und Ferkeln alles in Ordnung ist. Im Anschluss prüft er die Rausche der Sauen. Danach stehen Routinearbeiten an. Die sind abhängig vom Wochentag: Montags hilft er beim Besamen der Sauen, dienstags beim Verkauf der Ferkel. Wenn die Ferkel verladen sind, reinigt Lars die leeren Ställe. Mittwochs setzt er Ferkel von der Mutter ab. Donnerstags stallt er trächtige Sauen auf. Freitags versorgt und kastriert der angehende Landwirt neugeborene Ferkel.

Azubi Lars Wilmes

3.Ausbildungsjahr
Alter: 19 Jahre
Elterlicher Betrieb: 180 Sauen im geschlossenen System
Berufsschule: Lippe-Berufskolleg – Standort Düse
Wohnort: Erwitte-Ebbinghausen im Kreis Soest

„Das Kastrieren der Ferkel kann er besser als ich“, spricht es Hubertus Jesse frei aus. Lars hat dafür einen Griff, der nicht so schmerzhaft für die Tiere ist. „Den Griff habe ich zu Hause gelernt“, sagt Lars. Denn Lars steht schon seit Kindesbeinen an im Schweinestall. Seine Eltern haben einen Betrieb in Erwitte-Ebbinghausen im Kreis Soest mit 150 Sauen im geschlossenen System und 70 ha Land. Langfristig möchte er den Hof seiner Eltern übernehmen und ausbauen.


Im Anschluss auf die Fachschule

Darum möchte er nach einem Gesellenjahr die Fachschule besuchen, um staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt zu werden. Zwar hat Lars noch einen älteren Bruder. Doch der interessiert sich mehr für Landmaschinen und studiert im bayrischen Weihenstephan-Triesdorf Agrartechnik.

Auch in den ersten beiden Jahren seiner Ausbildung hat sich bei Lars alles um Schweine gedreht. So war er im ersten Ausbildungsjahr auf einem Mastbetrieb in Hamm-Bönen und im zweiten Jahr auf einem Sauenbetrieb mit geschlossenem System in Delbrück-Anreppen im Kreis Paderborn. „Die Arbeit mit den Schweinen ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe“, ist der Jungl­andwirt überzeugt und ergänzt: „Mich interessiert, wie sich die Leistung steigern lässt. Dabei steht aber immer das Tierwohl an erster Stelle. Denn ohne gesunde Tiere gibt es keine Leistung.“

Individuelle Fütterung

Da ist er bei Hubertus Jesse an der richtigen Adresse. Der Landwirtschaftsmeister hat sich vor gut sieben Jahren auf die Ferkelerzeugung spezialisiert und die Mast aufgegeben. Schon lange, bevor es 2013 Pflicht wurde, hielt Hubertus Jesse die tragenden Sauen in Kleingruppen zu sechs bis acht Tieren. „Der Betrieb Jesse ist sehr modern. Die Abläufe funktionieren reibungslos“, betont Lars.

Ausbilder Hubertus Jesse

Betrieb:
560 Sauen mit Ferkelaufzucht; 170ha Ackerbau
Ausbilder seit: 11 Jahren

Über eine individuelle Futterzuteilung werden die Sauen vier Wochen im Deckzentrum wieder in Kondition gebracht. Danach wechseln sie in einheitlichen Gruppen in den Wartestall. Dort steht jeder Sau ein eigener Fressplatz zur Verfügung. „Unsere Warteställe können daher vom ersten Tag an auch von Auszubildenden betreut werden“, erklärt Hubertus Jesse.


Späte Ernte, frühe Aussaat

Seit Anfang August 2014 ist er auf dem Betrieb. Der August ist für die Ackerbauern am Haarstrang eine spannende Zeit. „Am Übergang zum Sauerland liegen wir mit gut 300 Höhenmetern relativ hoch. Das heißt eine späte Ernte und eine frühe Aussaat“, nennt Hubertus Jesse die Herausforderung und sagt: „Doch das hat mit Lars gut geklappt. Er ist sehr selbstständig.“ So half er gleich bei der Triticale- und Weizenernte.

Auch bei der Bodenbearbeitung und Neubestellung im September lenkte er den Schlepper über den Acker. „Der Fuhrpark ist ordentlich gepflegt und in einem guten Zustand. Ich muss nicht anfangen zu reparieren, bevor ich auf den Acker fahre“, lobt Lars.Seine Stärken liegen vor allem in der Stallarbeit, doch auch draußen ist er bereit, sich ständig zu verbessern. „Beim Säen hatte ich noch ein paar Probleme, doch auch solche Erfahrungen nehme ich gerne mit“, sagt Lars. Hubertus Jesse schätzt vor allem sein Engagement: „Er will immer die Hintergründe wissen.“

Auf dem Platz aktiv

Gut 20 Minuten braucht Lars mit dem Auto vom Hof Jesse zu seinen Eltern, wo er wohnt. „In den ersten beiden Jahren der Ausbildung habe ich auf den Betrieben gelebt. Da musste ich dann meistens länger arbeiten“, erzählt Lars. Jetzt sind für ihn die Arbeitszeiten ideal. „Früh anfangen, früh aufhören“, sagt er trocken.

Jedes dritte Wochenende hat er Dienst, das heißt Samstag- und Sonntagmorgen Stallarbeit. Dafür hat er dann das darauffolgende Wochenende einschließlich Freitag frei. So hat er genug Zeit für sein Hobby, den Fußball. Er spielt in der ersten Mannschaft des Rot-Weiß Horn. Dort sorgt er als Nummer sechs für Ordnung im defensiven Mittelfeld. Sein Chef hat keine Angst, dass Lars sich verletzt. „Das Risiko ist zwar da. Aber ich möchte ihm deshalb keinen Riegel vorschieben.“ So kann Lars weiter mit dem Lippstädter-Komiker Matze Knopp, der in derselben Mannschaft spielt, um den Aufstieg kämpfen. Patrick Otte