Ackerbau in WEstfalen

Zuckerrüben: Der Anbau im Umbruch

Der Start ins Rübenjahr ist geglückt, aber vieles verändert sich: Die Erlöse sind unbefriedigend, wichtige Pflanzenschutzmittel dürfen nicht mehr eingesetzt werden – viel Stoff also für Diskussionen bei der Feldbegehung der Zuckerfabrik Lage und des Verbandes der Rübenanbauer.

Der Anbau von Zuckerrüben steht vor großen Herausforderungen. Nicht nur die völlig unbefriedigende Erlössituation in diesem und vielleicht auch im nächsten Jahr beunruhigt die Landwirte. Auch der Pflanzenschutz im Rübenanbau befindet sich im Umbruch: Erstmalig in diesem Jahr fehlen die neonicotinoiden Beizen. Außerdem stehen ab dem nächsten Jahr unter Umständen zwei wichtige Wirkstoffe für die Unkrautbekämpfung – Desmedipham und Phenmedipham – nicht mehr zur Verfügung, weil sie die Zulassung verlieren.

Dies hat erhebliche Folgen für den Rübenanbau, Mögliche Reaktionen wurden auf dem Feldtag der Zuckerfabrik Lage in Zusammenarbeit mit dem Anbauerverband am Mittwoch diskutiert.

Läuse zeitig bekämpfen

Dabei ist der Start ins Rübenjahr 2019 eigentlich gut geglückt. Bei guten Aussaatbedingungen wurden Ende März/Anfang April bereits erste Rüben gelegt. Der Großteil kam in der Zeit vom 11. bis zum 22. April bei guten Witterungsbedingungen in die Erde. Entsprechend positiv stellt sich der Feldaufgang dar, erläuterte Dr. Stefan Brinker von der Zuckerfabrik Lage.

Sorgen bereiten jetzt aber die Schädlinge. „Zum Glück kommen bei uns der Spitzsteißige Rübenrüssler und der Rübenderbrüssler, die vor allem im Süden Deutschlands und in Österreich zu massiven Schäden führen, bei uns (noch) nicht vor“, so Dr. Brinker. Bei uns ist die Kontrolle auf Läuse wichtig. Durch den Wegfall der Neonicotinoide sind in den meisten Beständen bereits die ersten Insektizidspritzungen gegen die Schwarze Bohnenlaus notwendig geworden. Bei bis zu vier notwendigen Spritzungen ist unbedingt auf einen Wirkstoffwechsel zu achten, um die Entwicklung von Resistenzen zu verhindern. Unverzichtbar ist das Aufstellen einer Gelbschale ab dem Keimblattstadium der Zuckerrübe, um den Flugbeginn feststellen zu können.

Auf die Knie und kontrollieren

Ab dann hilft nur noch eins: Auf die Knie und an mehreren Stellen im Feld zusätzlich zehn Pflanzen auf Befall kontrollieren. Die Läuse sitzen oft unter den Blättern der kleinen Rübenpflanzen. Wenn eine von zehn kontrollierten Pflanzen (10 %) befallen ist, muss gehandelt werden.

Da in der Praxis Erfahrungen mit Mischungen mit anderen Mitteln fehlen, ist generell Vorsicht geboten bei Mischungen mit Herbiziden, Blattdüngern oder Fungiziden. Insektizide sollten immer alleine gespritzt werden, so die eindeutige Beratungsempfehlung der Anbauberater der Zuckerfabrik Lage. Auch Wartezeiten sind einzuhalten: Insektizide sollten erst drei Tage nach der Herbizidanwendung eingesetzt werden, Herbizide können bereits nach einem Tag Wartezeit nach dem Insektizideinsatz gespritzt werden.

Wirkstoffe fehlen

Die weitere Zulassung von Phenmedipham und Desmedipham ab 2020 ist derzeit noch unsicher. Die beiden Herbizidwirkstoffe sind aber Grundbaustein jeder Unkrautbekämpfung in Zuckerrüben, erläuterte Johannes Klevitz, Landwirtschaftskammer NRW. „Nach jetzigem Stand ist zu hoffen, dass nur einer der beiden Wirkstoffe wegfällt und der andere erhalten bleibt“, machte der Pflanzenbauberater den Landwirten Mut. Wenn beide Wirkstoffe fehlen sollten, wird die Unkrautbekämpfung in den Rüben zu einem echten Problem.

Ertragseinbußen aufgrund mangelnder Verträglichkeit durch hohe Mengen alternativer Produkte sind zu befürchten. So wurde eine Variante ohne die beiden Wirkstoffe vorgestellt: Mit 1,5 l Metafol (Wirkstoff Metamitron), 0,6 l Oblix (Ethofumesat) und 20 g Debut (Triflusulfuron) plus Formulierungshilfsstoff konnten in der ersten NAK die Rüben sauber gehalten werden. Auch alternative Maßnahmen wie die Unterblatt- oder Bandspritze plus Hacke bieten sich dann an.

Ein ausführlicherer Bericht erscheint im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 21, vom 23. Mai 2019.