Wisentstreit weiter offen



"Es ist noch nichts entschieden“, so die mahnenden Worte von Peter Clement in Richtung der Streitparteien. Dennoch verpasste der Präsident des Landgerichtes Arnsberg am gestrigen Mittwoch dem Kläger einen Dämpfer. Nach Erörterung der Rechtslage zog Hans-Hermann Vogt, Waldbauer aus Oberkirchen, seinen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Wisent-Trägerverein im voll besetzten Gerichtssaal zurück. Ohne Rücknahme hätte das Gericht der Berufung stattgegeben, aber wohl mehr aus formalen Gründen. Bei der Verhandlung ging es nicht um die Frage, ob die Wisente herrenlos sind und das ganze Projekt womöglich unzulässig ist.

Hat Vogt zu spät reagiert?

Das Amtsgericht Schmallenberg hatte dem Eilantrag des Waldbauern stattgegeben (siehe ). Doch in der Berufung setzte sich der Trägerverein durch. Der Kläger hätte die Eilbedürftigkeit seines Antrages nachweisen müssen, so der Richter. Das habe er versäumt. Der Waldbauer habe die Schäden durch die Wisente in seinem Wald längere Zeit geduldet. Er hätte früher und energischer dagegen vorgehen müssen. Unter Umständen hätte er sogar nachweisen müssen, dass seine Existenz durch die Schäden gefährdet sei. „Die Gründe für einen Eilantrag können wir nicht erkennen“, so Richter Clement.

Wie hoch sind Schäden?
Hermann-Josef Vogt bewirtschaftet 140 ha Wald. In seinen Buchen (23 ha) haben die Tiere durch das Schälen der Buchenrinde bislang etwa 12.000 € Schäden verursacht. Im Staatswald aber sind die Schäden höher; 2013 und 2014 sind nach Schätzungen des Regionalforstamtes fast 50.000 € angefallen. Nach Ansicht der Waldbauern ist diese Schätzung aber geschönt; zum Beispiel wurde der Arbeitsaufwand der Förster nicht berücksichtigt, zudem wurden Schäden an Buchen bis 14 cm Stammdurch-messer nicht angesetzt.

Mit der Rücknahme des Antrages ist der Rechtsstreit beendet. Doch der Wisentstreit ist damit nicht vom Tisch. Denn zwei weitere Berufskollegen von Vogt aus Schmallenberg haben ebenfalls Klage gegen den Trägerverein erhoben. In diesem Verfahren, die am 27. März von einer anderen Kammer des Landgerichtes verhandelt werden, wird es um all jene Fragen gehen, die den Waldbauern unter den Nägeln brennen. Sie sehen ihre Eigentumsrechte verletzt, glauben nicht daran, dass der Trägerverein seine früher gemachte Zusagen einhalten kann, dass nämlich die Wisente auf Wittgensteiner Gebiet bleiben und um die Wäldern im Raum Schmallenberg einen großen Bogen machen.

Politische Lösung finden

Nach der Verhandlung sprach Johannes Röhl vom Wisent-Trägervereins sein Bedauern darüber aus, dass man den Streit vor Gericht austrage. Das sei der falsche Weg. Man müsse eine politische Lösung unter Einbindung der Waldbauern finden. Derzeit liefen Gespräche hinter verschlossenen Türen.

Ein Problem indes räumte der Wisentfreund offen und ehrlich ein. Röhl sinngemäß: Als wir das Projekt initiiert haben, hatten wir geglaubt, dass wir die Tiere in den Wittgensteiner Wäldern halten können. Das war ein Trugschluss. Die Wisente gehen dort hin, wo sie Futter finden und wo es ruhig ist. „Diese Tatsache müssen wir in einem zukünftigen Konzept berücksichtigen,“ sagte Röhl. As