Wenn der Neue kommt

Die Einarbeitungsphase ist aus mehreren Gründen wichtig, erläutert Dr. Friedemann Wallis, Aubildungsberater an der Landwirtschaftskammer NRW:

Für Einsteiger im ersten Ausbildungsjahr und für Verkürzer, die mit Abitur oder abgeschlossener Vorausbildung in den Beruf des Landwirtes einsteigen, geht es darum, diese Entscheidung auf den Prüfstand zu stellen. Wenn es nicht klappt, steigen sie wieder aus, vor allem dann, wenn sie zuhause keinen zukunftsfähigen Betrieb haben und das Arbeiten in der Landwirtschaft nicht gewöhnt sind. Fast die Hälfte der Auszubildenden hat keine „landwirtschaftliche Herkunft“. Ihnen wird eine hohe Abbrecher- und Wechselneigung in der Einarbeitungsphase nachgesagt.

In der Einarbeitungsphase werden die Bedingungen für das restliche Ausbildungsjahr „abgeklopft“, zum Beispiel Arbeitszeiten, Zugang zu höher- und geringwertigen Aufgaben (Wer macht „Drecksarbeiten“), Wochenenddienste, Berichtsheftkontrolle und so weiter. Beide Seiten erleben positive und negative Eigenschaften ihres Partners.

Feste Regeln einhalten

Wichtig ist, dass Ausbilder und Auszubildende von Anfang an feste Regeln einhalten. Wenn man wegen der Einarbeitungsphase von der Routine abweicht, führt das später zu Enttäuschungen. Beide sollten die zeitliche und fachliche Gliederung der Ausbildung während dieser Zeit kennen und einhalten. Dafür ist ein individueller Ausbildungsplan hilfreich. Es muss klar sein: Welche Ausbildungsinhalte kennt der Auszubildende, welche sind neu? Welche Inhalte sollen während der Einarbeitungsphase vermittelt werden? Welche Arbeiten sind im Stall zu erledigen, welche darf oder muss der Auszubildende selbstständig erledigen?

Auszubildende, die neu einsteigen, müssen zu Beginn den Ausbildungsverlauf für die ganzen drei oder zwei Ausbildungsjahr festlegen, sprich Ausbildungsstellen beschaffen. Das sollte vor der ersten Einarbeitung erledigt sein. Wenn nicht, müssen Absprachen darüber getroffen werden, wann die Suche abgeschlossen sein soll.

Mitarbeitergespräche sind Chefsache

Der Ausbilder sollte sich Zeit für ein Mitarbeitergespräch zu Beginn der Einarbeitung nehmen. Was kann der Auszubildende schon, was muss er noch lernen? Wo liegen seine Stärken und Schwächen? Wie schätzt der Ausbilder ihn ein? Dabei sollte der Mitarbeiter genügend Zeit zur Erwiderung haben. Es sollte der Termin für das nächste Mitarbeitergespräch vereinbart und ein Gedächtnisprotokoll geschrieben werden. Solche Gespräche sind Chefsache und nicht am Frühstückstisch nebenbei zu erledigen. Von einem zum anderen Gespräch sollten (besonders) die positiven Veränderungen angesprochen werden. DQ

Ein ausführliches Interview mit Dr. Friedemann Wallis lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 31/2014 auf Seite 37.


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