Trügt die Ruhe im Kartoffellager?

In den Kartoffellagerhäusern kehrt durch die kühlen Außentemperaturen Ruhe ein. Mittlerweile sind die Füllstände in den Großkisten oder im Loselager deutlich gesunken. Das kann zu Problemen führen.

In den Kartoffellagerhäusern kehrt durch die kühlen Außentemperaturen Ruhe ein. Die angestrebten Dauerlagerungstemperaturen lassen sich zumeist auch mit alleinigem Außenluftbetrieb erreichen.

Mittlerweile sind die Füllstände in den Großkisten oder im Loselager deutlich gesunken, meldet die Versuchsstation Dethlingen in ihrem Newsletter. Dies ist zum einen auf die bei hohen Einlagerungstemperaturen längere Belüftungsphase (Gewichtsverlust) bis zum Erreichen der Wundheilungstemperatur zurückzuführen.

Zum anderen weist ein Großteil der Knollen eine geringere Gewebestabilität auf, sodass sich die ursprünglich „lose“ Schüttung relativ schnell dicht gelagert hat.

Dieser geringere Füllstand kann zu Problemen führen:

Bei der Zwangssaug- oder -druckbelüftung offener Kisten ist der Schlitz zwischen den obersten beiden Seitenbrettern nicht mehr durch Kartoffeln verschlossen. Hier kann die Luft ungehindert durchströmen, während die eigentliche Belüftung der Kartoffeln nur noch in abgeschwächter Form erfolgt. Ein Auffüllen der Kisten ist aufgrund der Qualitätsrisiken nur in Ausnahmefällen ratsam.

Mit der Dichtlagerung der Kartoffeln nimmt auch deren Luftwiderstand zu, vor allem wenn punktuell mehr Erde eingelagert wurde, die die Hohlräume vollständig verschließt. Solche Bereiche sind häufig der Ausgangspunkt von Fäulnis, da hier weder CO2 noch Feuchtigkeit ausreichend abgeführt werden und die Bakterien günstige Lebensbedingungen vorfinden.

Darüber hinaus schränken die größeren Kontaktflächen der Knollen untereinander das vollständige Erreichen aller Keimanlagen mit Keimhemmungsmitteln deutlich ein. Mögliche Folgen sind ein früherer Keimungsbeginn sowie eine erhöhte Gefahr von Innenkeimung, sodass intensivere Kontrollen in kürzeren Zeitabständen ratsam sind.

Die zum Teil merklichen Feuchtigkeitsverluste der Knollen bereits im Feld und in der anschließenden Einlagerungsphase ziehen mit zunehmender Lagerungsdauer eine erhöhte Neigung von Schwarzfleckigkeitsreaktionen bei der späteren Auslagerung und Aufbereitung nach sich. Dieses Risiko wird durch die geringere Stabilität der Knollen sowie die damit verbundene Gefahr des Auftretens von Lagerdruckstellen noch verschärft.

Bei einer möglichst konstanten Dauerlagerungstemperatur und weitgehend keimfreien Knollen steigen die Feuchtigkeitsverluste zwar nur noch langsam an, aber dennoch nimmt das Qualitätsrisiko im Laufe der Lagerung weiter zu. Deshalb sollte der geplante Vermarktungszeitraum, insbesondere bei kritischen Partien, immer wieder hinterfragt und bei der späteren Auslagerung und Aufbereitung alles daran gesetzt werden, um mechanische Belastungen der Knollen zu vermeiden. ekg