Tragfähiges Konzept in Dorsten

Vor gut einem Jahr hat die Agravis Raiffeisen GmbH die insolvente Groß-Biogasanlage im Dorstener Industriegebiet übernommen. Erklärtes Ziel damals: Die Anlage mit Gülle und Mist als hauptsächlichem Gärsubs­trat zum Laufen zu bringen.

Gleichzeitig sollte damit die Nährstoffproblematik in Deutschlands Veredlungsregion Nummer eins entschärft werden. Was aus dem Plan geworden ist, dazu haben die Projektverantwortlichen vergangene Woche vor Ort Stellung genommen.

Nach Ansicht von Dr. Philipp Spinne, Geschäftsführer des Anlagenbetreibers TerraSol Wirtschaftsdünger GmbH, einem Gemeinschaftsunternehmen der Agravis (84 %) und der ODAS DEL GmbH & Co. KG, haben die zurückliegenden Monate gezeigt: Das Konzept ist tragfähig. Statt die Biogasanlage wie vom Vorgängerunternehmen geplant, mit einer Leistung von 6,2 MW und einem enormen Bedarf an Mais und Getreide als Energielieferanten zu betreiben, setzt die Agravis ganz auf Wirtschaftsdünger als Gärsubstrat. Das allerdings bei einer reduzierten Leistung von 3,3 bis 3,5 MW (umgerechnet auf elektrische Leistung).

Dieses Ziel ist nach den Worten von Dr. Spinne nun erreicht. Stündlich werden etwa 700 m3 Biomethan für den regionalen Gasnetzbetreiber sowie 0,5 bis 0,7 MW Strom aus den drei Blockheizkraftwerken bereitgestellt.

Ähnliche Projekte denkbar

In der Endausbaustufe wird die Agravis „einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“ in die Biogasanlage in Dorsten investiert haben. Trotz dieser Investitionssumme beteuerte Ludger Leifker, Generalbevollmächtigter Futtermittel der Agravis: Das Ziel des Engagements in Dorsten ist nicht, maximale Gewinne zu erzielen. „Vielmehr sehen wir die Anlage als Mittel zum Zweck, um die Nährstoffprobleme in der Region zu entschärfen.“ Dennoch ist die Abgabe der Substrate an die Biogasanlage für die Landwirte nicht kostenlos. Je nach Entfernung, Trockenmassegehalt und Jahreszeit entstehen Kosten zwischen 5 und 12 €/m3 Gülle, erklärte Steffen Schirmacher-Rohleder, Geschäftsführer der ODAS GmbH, an der die Agravis mit 25 % beteiligt ist.

Offensichtlich gibt es auch bereits weitergehende Planungen. „Wir sehen diese Anlage als Pilotprojekt und können uns ähnliche Konzepte auch in anderen Regionen vorstellen“, sagte Leifker. „Es gibt bereits Ansätze in Norddeutschland.“

Nährstoffe exportieren

Die Anlage benötigt täglich etwa 270 t Gülle, Mist und nachwachsende Rohstoffe, insgesamt rund 100.000 t im Jahr.

Um diese Mengen wird die Region jedoch nur entlastet, wenn die Gärreste in Gebiete mit Nährstoffbedarf geschafft werden. Hauptabnehmer sind derzeit Landwirte in Hannover, Ostwestfalen, dem Rheinland und Sachsen-Anhalt. Der Transport der Gärreste erfolgt per Lkw oder Binnenschiff. 2014 sind auf diese Weise Nährstoffmengen in einer Größenordnung von 270 .000 kg Stickstoff und 190 .000 kg Phosphor exportiert worden. Wob