Tierwohl: "… und raus bist Du!"

Zu früh gefreut – das gilt für gut 40 von rund 300 Schweinehaltern, die von der Warteliste der Initiative Tierwohl (ITW) nachrücken sollten. Sie erhielten Mitte März Post mit dem Tenor „Die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH hat uns darüber informiert, dass Ihr Betrieb bei der Initiative Tierwohl zum 28. April 2016 von der Warteliste nachrücken darf“.

Per Pressemeldung bestätigte die ITW, dass rund 9 Mio. € für etwa 300 zusätzliche Schweinehalter freigegeben würden. Das bittere Erwachen kam Anfang der vergangenen Woche. Trotz schriftlicher Bestätigung von Teilnahme und Umsetzungszeitpunkt seitens der Landwirte erhielten gut 40 Schweinehalter überraschend eine Absage von ihren Bündlern.

ITW hat sich wohl verkalkuliert

„Es ist ein Unding, dass wir eine Woche vor dem Start der Audits zurückgepfiffen werden“, wettert Jürgen Middelhoff aus Emsdetten im Kreis Steinfurt. Der Sauenhalter mit geschlossenem System, Wartelistenplatz 302, hatte sich gefreut, dass auch seine Sauen bei der Initiative Tierwohl mitmachen konnten. „Erst zusammen mit den Sauen machen die 10 % mehr Platz Sinn, die ich für Ferkelaufzucht und Mast gewählt habe“, argumentiert der Landwirt.

Doch hatte sich die ITW anscheinend verkalkuliert. Mitte April ruderte sie in einer Pressemeldung auf Finanzmittel von 8 Mio. € zurück, die Zahl der zugelassenen Betriebe verringerte sich auf 259.

Die ITW schiebt den Schwarzen Peter den ausgewählten Nachrückern zu, die ihre Kriterien und damit ihre Tierwohlprämie aufgestockt hätten. Deshalb habe das Geld nicht für alle 300 Betriebe gereicht. Das bedeutet, dass die verbliebenen Betriebe rund 1,3 Mio. € mehr an Tierwohlprämie beantragt haben müssten.

Neue Einzahler derzeit nicht in Sicht

Tobias Horn vom Bündler IQ Agrar kann das nicht bestätigen. Er kann in der Summe seiner Betriebe keine Erhöhung der Tierwohlprämie feststellen. IQ Agrar stellt mit 91 Nachrückern mehr als ein Drittel der zugelassenen Betriebe. Sauenhalter Jürgen Middelhoff hofft derweil darauf, dass frisches Geld ihm bald die Teilnahme ermöglicht. Doch neue Einzahler sind nicht in Sicht. Selbst der Discounter K+K, der schon lange im Gespräch ist, hat den Vertrag mit der ITW noch nicht unterzeichnet. Gerburgis Brosthaus