Tierwohl: „Phänomenaler Start“

WLV-Präsident Röring sieht Initiative Tierwohl auf gutem Weg / Grüne Agrarpolitiker bekräftigen Unterstützung / Jetzt ist der Handel gefordert

Die Brancheninitiative Tierwohl hofft auf die Mitwirkung wichtiger gesellschaftlicher Gruppen. „Unsere Türen stehen offen“, sagte der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Johannes Röring, bei einer Diskussionsveranstaltung in der Landesvertretung Niedersachen in Berlin.

Finanzielle Basis erweitern

Das Angebot richte sich insbesondere an den Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, und den Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Klaus Müller. Röring bezeichnete den Auftakt der Brancheninitiative als „phänomenal“. Es habe sich gezeigt, „dass dieser Ansatz trägt“. Er habe das Potential, die gesellschaftlichen Anforderungen an mehr Tierwohl umzusetzen. Nunmehr gehe es darum, die finanzielle Basis zu erweitern und die noch verbliebenen Handelsunternehmen sowie nicht zuletzt die Systemgastronomie mit ins Boot zu holen. Röring: „Das Ziel bleibt: Jeder Landwirt, der mitmachen will, soll die Möglichkeit dazu haben.“

Auch der Sprecher der Vorstands der Westfleisch, Dr. Helfried Giesen, mahnte dringend eine Lösung für die Landwirte an, die aufgrund der begrenzten Mittel bislang nicht bei der Brancheninitiative zum Zuge gekommen seien. Hier sei der Handel gefordert, auch die derzeit noch außenvorstehenden Unternehmen einzubeziehen, sagte Giesen auf dem Raiffeisenforum in Berlin und stellte eine Entscheidung für Mitte Juli in Aussicht. Eine bessere Finanzausstattung sei die entscheidende Voraussetzung für eine positive Weiterentwicklung der Initiative.

Ähnlich hatte sich zu Wochenbeginn bereits der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, geäußert. Unterdessen bekräftigten maßgebliche Politiker der Grünen ihre Unterstützung für die Brancheninitiative.

Tierwohlbeitrag erhöhen

Allen interessierten Betriebe müsse die Teilnahme an der Brancheninitiative ermöglicht werden, erklärte Rukwied im Nachgang eines Gesprächs, zu dem der Bauernverband Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt eingeladen hatte. Es bestehe Einigkeit, die bisher nicht beteiligten Unternehmen und Bereiche einzubinden und dann in absehbarer Zeit den Tierwohlbeitrag zu erhöhen, betonte der DBV-Präsident. Ziel sei es, dass alle Betriebe auf der Warteliste mitmachen können.

Darüber hinaus gelte es, der Initiative Tierwohl und ihrer Weiterentwicklung eine grundsätzliche strategische Perspektive zu eröffnen. In der ersten Anmeldephase war nur knapp die Hälfte der mehr als 4.500 Betriebe, die sich für die Brancheninitiative hatten registrieren lassen, zum Zuge gekommen. Die teilnehmenden Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels zahlen seit Anfang dieses Jahres für jedes verkaufte Kilogramm Schweine- oder Geflügelfleisch sowie für Wurst 4 Cent in einen Fonds, aus dem die Tierwohlmaßnahmen der Erzeuger bezahlt werden. Der Fonds ist für die vereinbarte Vertragslaufzeit von drei Jahren auf rund 255 Mio. € gedeckelt. AgE