Südlink: Eine Stromtrasse bewegt die Region

Welche Route nimmt die geplante Südlink-Stromtrasse? Wird sie vorrangig als Erdkabel oder doch als Freileitung geführt und was bedeutet das für Landwirte und Anwohner? Fragen über Fragen in Ostwestfalen.

Die im Zuge der Energiewende vorgesehene Hochspannungsleitung von Nord- nach Süddeutschland „elektrisiert“ weiterhin die Menschen in den von der Stromtrassenführung betroffenen Regionen. So soll die vom Netzbetreiber Tennet geplante „Südlink“-Trasse rund 50 km weit großflächig durch den Kreis Höxter verlaufen. Dort und in den angrenzenden Regionen ist der Widerstand groß: Die Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie zahlreiche Bürgerinitiativen befürchten gesundheitliche Risiken und Schäden für Natur und Umwelt, die Landwirte zudem Eingriffe in ihre Nutzflächen.

Dünne Informationen

Die Betroffenen kritisieren aber auch die mangelnde Informationsbereitschaft des Unternehmens Tennet. Dieses habe auch mehr als eineinhalb Jahre nach Bekanntwerden der Südlink-Pläne noch keine verwertbaren Antworten dazu liefert, warum die Stromtrasse entlang des sogenannten Mitte-West-Korridors und damit durch den Kreis Höxter verlaufen soll, kritisieren Kommunalpolitiker und Bürger. Schließlich gebe es womöglich deutlich besser geeignete Trassen, die auch planungsrechtlich schon weiter gediehen sein. Die Kritiker in Ostwestfalen fragen sich zum Beispiel, warum die Stromleitung nicht auch südlich von Hannover weiter entlang der Auto­bahn 7 (A7) verlaufen soll. Schließlich wäre diese Trasse kürzer.

Politik und Bevölkerung in der Region haben die Tennet-Pläne jedenfalls nicht einfach hingenommen, sondern unter anderem im kommunalen Schulterschluss aus rund 20 betroffenen Kreisen rechtliche Schritte eingeleitet und politischen Druck ausgeübt. Im Ergebnis hat die für die Genehmigung zuständige Bundesnetzagentur die Tennet-Verantwortlichen im Februar 2015 aufgefordert, den bisherigen Antrag zu überarbeiten – offenbar auch deshalb, weil dieser keine befriedigende Begründung für die Wahl des Trassenverlaufs liefert.

Vorrang für Erdkabel?

Außerdem hat der Koalitionsausschuss der Bundesregierung in einem „Eckpunkte­papier für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende“ im Juli der Erdverkabelung bei Gleichstromtrassen ausdrücklich Vorrang vor Freileitungen eingeräumt. Das entsprechende Gesetz soll noch im September vom Bundeswirtschaftsministerium auf den Weg gebracht werden, wie der Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Höxter, Christian Haase, im Gespräch mit dem Wochenblatt erklärt. Haase hat hierzu Gespräche mit den Abgeordneten aller Parteien aus den Wahlkreisen entlang der Vorzugstrasse organisiert.

Für die Landwirte in Ostwestfalen stellt sich derweil die Frage, welchen Preis sie für den Ausbau des Stromnetzes zahlen. Eingriffe in Grund und Boden mit daraus resultierenden Schäden und langfristigen Produktionsbeschränkungen der Nutzflächen sind sowohl bei Freileitungen, als auch bei Erdverkabelung zu erwarten. Hier gilt es, die Auswirkungen der verschiedenen Varianten umfassend zu beurteilen und sicher zu bewerten. Heinz Georg Waldeyer


Zur Südlink-Trasse veröffentlicht das WOCHENBLATT FÜR LANDWIRTSCHAFT UND LANDLEBEN in seiner aktuellen Ausgabe dieser Woche – Folge 39 vom 24. September 2015 – einen ausführlichen Themenschwerpunkt.








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