Stark schwankende Erträge

Ungeachtet der derzeit eher wechselhaften Witterung haben Hitze und Wassermangel in den meisten Teilen Deutschlands mehr oder weniger deutliche Spuren in den Feldbeständen hinterlassen.

Während der Hessische Bauernverband (HBV) und die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in ihren Bundesländern deshalb von einer großen Schwankungsbreite bei den Getreide- und Rapserträgen berichten, ist in Mecklenburg-Vorpommern bereits jetzt klar, dass das sehr gute Ernteergebnis des Vorjahres deutlich unterschritten wird.

Einbußen im Osten

Wie das dortige Statistische Landesamt auf Basis der ersten Ertragsschätzungen mitteilte, wurden die Feldleistungen in diesem Jahr in dem Bundesland durch ein trockenes und kaltes Frühjahr sowie Schädlingsbefall und die Hitze Anfang Juli gebremst. Die gesamte Getreideernte dürfte in diesem Jahr nach ersten Hochrechnungen der Statistiker bei 4,0 Mio. t liegen; das wären 15 % weniger als das sehr gute Ergebnis des Vorjahres.

Die diesjährige Rapserzeugung schätzt die Behörde derzeit auf 0,9 Mio. t und damit um rund 18 % kleiner als 2014. Der durchschnittliche Ertrag bei Wintergerste dürfte mit voraussichtlich 71 dt/ha sowohl den Spitzenwert des vergangenen Jahres von 81 dt/ha als auch den mehrjährigen Durchschnitt von 72 dt/ha unterschreiten.

Noch deutlicher wird nach Einschätzung der Statistiker der Rückgang bei Winterweizen ausfallen. Hier rechnen sie nur noch mit einem Hektarertrag von 77 dt, womit der Rekordwert des Vorjahres mit 91 dt/ha um rund 15 % verfehlt würde. Ungeachtet dessen liegt die Ertragserwartung für 2015 auf Höhe des mittleren Ertragsniveaus der vergangenen sechs Jahre.

Viel zu wenig Regen

In Rheinland-Pfalz hat es nach Angaben der dortigen Landwirtschaftskammer in allen Landesteilen während der Hauptwachstumszeit viel zu wenig geregnet. Entgegen mancher Prognosen zeichne sich aber keine schlechte Ernte ab, wenn auch die Erträge des sehr guten vergangenen Jahres nicht erreicht würden.

Der Kammer zufolge sind aber die Unterschiede selbst innerhalb einer Region beträchtlich. So schwankten die Erträge in den Trockenlagen bei Wintergerste zwischen 50 dt/ha und 100 dt/ha, wobei im Schnitt wohl gute 85 dt/ha erreicht worden seien.

Bei Winterraps rechnet die Kammer mit Durchschnittserträgen unter der Marke von 50 dt/ha, beim Winterweizen mit durchschnittlich 70 dt/ha. Die Erträge bei Sommergerste liegen nach ihren Erhebungen zwischen 35 dt/ha und 70 dt/ha bei einem Mittel von 45 dt/ha. Die Hektolitergewichte sollen überwiegend gute Werte erreichen; beim Eiweißgehalt wurden dagegen laut Kammerangaben oft niedrige Werte festgestellt und die Mindestgehalte unterschritten.

Durchschnittlich 10 % weniger als im Vorjahr

Laut Darstellung von HBV-Präsident Friedhelm Schneider sind die Erträge bei der Wintergerste auch in Hessen zum Teil besser ausgefallen, als aufgrund der lang anhaltendenden Trockenheit zunächst befürchtet wurde. Nach seinen Angaben liegen die Erträge im Durchschnitt etwa 10 % unter dem sehr guten Vorjahresniveau.

Besonders ausgeprägt sei in diesem Jahr die extreme Spreizung der Wintergerstenerträge von unter 30 dt/ha bis zu mehr als 80 dt/ha. Beim Winterweizen berichtete Schneider am Montag vergangener Woche von notreifen Beständen. Die bislang gemeldeten Ertragsergebnisse lägen im Durchschnitt um 20 % unter dem Vorjahresergebnis. Bei den anderen Getreidearten, also der Sommergerste, dem Roggen, Triticale und Hafer, rechnet der Verbandspräsident aufgrund des Niederschlagsdefizits ebenfalls mit unterdurchschnittlichen Erträgen, beim Raps sogar mit einem Viertel weniger Ertrag als im Vorjahr. Schneider zufolge mussten die Landwirte regional zudem mit herben Verlusten in Folge von Hagelschäden klarkommen. AgE