So nicht, Frau Hendricks!



Ein Büßergewand hatte sie nicht an – die zierliche Frau aus dem Kreis Kleve. Allein schon ihr Kommen war mutig. Zwar entschuldigte sich Dr. Bar­bara Hendricks MdB in Porta Westfalica für ihre „platten Reime gegen die Bauern“, doch inhaltlich wich die Bundesumweltministerin, 64, keinen Millimeter von ihrer Linie ab.

Damit hatten die Spitzen des WLV-Kreisverbandes um Hermann Seeker und sein Vize Rainer Meyer auch gar nicht gerechnet. „Wir akzeptieren Ihre Entschuldigung, erwarten aber auch, dass Sie mit uns im Gespräch bleiben und den Blick für die Realitäten nicht verlieren“, sagte Meyer.

Vorwürfe der Ministerin

Mehrfach quittierten die über 300 Zuhörer im überfüllten Saal die 30-minütige Rede der Ministerin mit Buh- und Pfui-Rufen. Zum Beispiel, als sie den Landwirten vorwarf: „Viele Ihrer Berufskollegen bringen nach wie vor zu viel Gülle auf ihre Flächen aus und befolgen die Fruchtfolge nicht. Durch die ausgeräumten Landschaften verlieren wir immer mehr Kiebitze, Feldlerchen und andere Arten. Und durch die überhöhten Gülledüngungen sind etwa 50 % der Messbrunnen in Niedersachsen und 40 % der Brunnen in Nordrhein-Westfalen mit zu viel Nitrat belastet.“

Zwar gebe es immer weniger Höfe in Deutschland, so Hendricks, doch die wachsenden Betriebe würden mehr Fläche bewirtschaften und Fleisch produzieren. Die Mehrproduktion belaste die Umwelt und das Grundwasser, viele Stadtwerke und andere Versorger müssten das Wasser mit großem Aufwand filtern.

Laut Frau Hendricks sind 88 % der Verbraucher in Deutschland bereit, für Fleischprodukte mehr Geld auszugeben, wenn es den Tieren in den Ställen besser geht (dazu gab es Gelächter im Saal). Um gegenzusteuern, möchte die Ministerin die EU-Direktzahlungen (derzeit etwa 290 €/ha) umstellen. Bereits ab 2018 oder spätestens 2021 müsse mehr Geld von der Ersten in die Zweite Säule der EU-Agrarförderung umgeschichtet werden. Nach dem Motto: „Öffentliches Geld nur noch für öffentliche Leistungen.“ As

Über die Diskussion mit Verbandvertretern und Landwirten lesen Sie im ausführlichen Bericht im aktuellen Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben in Folge 8 vom 23. Februar 2017.