Schmallenberg-Virus: EU will keine Anzeigepflicht

Trotz der weiteren Ausbreitung des Schmallenberg-Virus unter Wiederkäuern sieht die EU derzeit keine Notwendigkeit für eine gemeinschaftsweite Anzeigepflicht.

Das geht aus einem Lagebericht der Brüsseler Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher hervor, der am Dienstag vergangener Woche vom Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit (SCoFCAH) gutgeheißen wurde. Darin wird den Mitgliedstaaten empfohlen, die notwendigen Verfahren einzuleiten, um sicherzustellen, dass jeder Verdachtsfall identifiziert und an die Behörden gemeldet wird. Landwirte und Tierärzte sollen dafür ausreichende Informationen erhalten.

Impfstoff lohnt sich nicht?

Auch hinsichtlich der Entwicklung eines Impfstoffs soll nichts überstürzt werden. Die empfänglichen Tierpopulationen entwickelten gegen ähnliche Viren anscheinend schnell eine natürliche Immunität, heißt es. Vor der großflächigen Herstellung eines Impfstoffs soll eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt werden. Gegen den verwandten Akabane-Erreger stehe ein Impfstoff zur Verfügung, der aber in der Praxis nicht notwendigerweise genutzt werde, da eine Immunisierung der Tiere auch durch ihre Verbringung in vom Erreger befallene Gebiete vor der ersten Trächtigkeit erreicht werden könne.

Die Kommissionsexperten wollen nicht ausschließen, dass es sich bei dem aktuellen Ausbruchgeschehen um einen einmaligen Vorgang handelt. Dafür sprechen ihrer Ansicht nach die kurze Periode der akuten Erkrankung der Muttertiere von schätzungsweise höchstens sechs Tagen und die erwartete schnelle Ausbildung einer natürlichen Immunität. Wie die Experten ferner klarstellen, dienen Milch, Fleisch- und Fleischprodukte sowie tierische Nebenerzeugnisse wahrscheinlich nicht als Übertragungsweg des Virus, wenn man von Erkenntnissen über verwandte Erreger ausgeht.

Zahl der Fälle weiter gestiegen

Am vergangenen Freitag meldete das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) insgesamt 434 Fälle in Deutschland. Auch im EU-Ausland wurde von einem weiteren Umgreifen berichtet. In Belgien waren bis zum Freitag 95 Schaf- und sieben Rinderbetriebe sowie eine Ziegenhaltung betroffen. Großbritannien gab die Zahl der betroffenen Betriebe am Dienstag vergangener Woche mit 29 an, hauptsächlich Schafhalter, aber auch ein Rinderbetrieb. In Frankreich waren der staatlichen Behörde für Nahrungsmittelsicherheit, Gesundheits-, Umwelt- und Arbeitsschutz (Ansès) ebenfalls am Dienstag mehr als 50 betroffene Schafbetriebe in 14 Departements bekannt, darunter die an Deutschland angrenzenden Verwaltungseinheiten Moselle und Bas-Rhin. AgE