Sauerland: Wisente verursachen Schäden

Waldbesitzer aus Schmallenberg im Hochsauerlandkreis sind sauer. Denn die neunköpfige und seit April im Rothaargebirge frei lebende Wisentherde hat binnen vier Tagen 100 Bäume geschädigt. Schaden bislang: 1.500 €.

"Die Wisente waren ja schon wieder hier.“ Fassungslos betrachten die beien Waldbesitzer Hermann Vogt und Heinz-Josef Kersting aus Schmallenberg-Oberkirchen im Hochsauerlandkreis (HSK) die frisch geschälten Buchen. „In gerade mal vier Tagen haben die Wisente hier gut 100 Bäume geschädigt“, berichtet Hermann Vogt, „speziell im FFH-Gebiet“. Besonders geschädigt wurden rund 130 Jahre alte Buchen, der Gesamtschaden liegt bei etwa 1.500 €.

Wisente halten sich nicht an Grenzen

Seit April kann die Herde aus derzeit neun Tieren frei durch das Rothaargebirge streifen. Sie sind die „Hauptakteure“ eines für Westeuropa als bislang einmalig gefeierten Artenschutzprojektes. Eigentlich ist die auf dem Rothaarsteig verlaufende Grenze zwischen dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Siegen-Wittgenstein auch die Grenze des Wisent-Projektes. Doch die Wisente halten sich offensichtlich nicht an diese Vorgabe.

Ursprünglich war für die Tiere ein rund 4.300 ha großes Waldgebiet vorgesehen, das von Prinz Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, dem Initatior des Wisent-Projektes, zur Verfügung gestellt wurde. Doch bereits Ende Mai berichtete „Der Westen“, die Internetseite der WAZ-Mediengruppe, über Wisent-Schäden an Bäumen im Staatswald auf Schmallenberger Gebiet. Hinzu kommen nun die gemeldeten Schäden der drei Waldbesitzer.

Vogt gibt zu bedenken: „Es geht uns nicht in erster Linie um die 1.500 €. Aber wenn die Tiere bei uns bereits binnen weniger Tage solche Schäden verursacht haben – welche Schäden sind dann beim Staatswald bzw. bei Prinz Richard seit der Freisetzung angerichtet worden? Und was steht uns Waldbesitzern noch bevor?“

Die Schäden im 1.300 ha großen, von den Wisenten betroffenen Staatswaldgebiet im HSK werden laut Landesbetrieb Wald und Holz NRW sukzessive erfasst. Der monetäre Schaden sei bislang noch nicht ausgerechnet worden. Mit dieser Art von Schäden habe man es bislang allerdings nicht zu tun gehabt, da Rotwild nicht an alte Buchen gehe, sondern vorwiegend jüngere Fichten schäle. Spätestens nach einem Jahr werde man eine erste Bilanz ziehen müssen.

Noch zahlt die Versicherung...

Noch ist der Trägerverein Eigentümer und Halter der Tiere. Für den Fall, dass die Wisente Schäden verursachen würden, wurde eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Diese kommt für Schäden, wie jetzt die der drei Waldbesitzer auf, sofern sie ermittelt und dem Trägerverein mitgeteilt wurden. „Die Versicherungssumme ist im siebenstelligen Bereich“, berichtet Michael Emmrich, Pressesprecher des Wisent-Trägervereins, auf Nachfrage.

Doch was ist, wenn die Wisente wie vorgesehen irgendwann mal im Sinne des Zivil- und Jagdrechtes als „herrenlos“ erklärt werden? Dann würde keine Versicherung mehr greifen. Waldbesitzer würden auf ihren Schäden sitzen bleiben. Denn es ist fraglich, ob Jagdpächter bereit wären, die Wisent-Wildschäden zu ersetzen.

Viele Waldbesitzer haben möglicherweise noch gar nicht bemerkt, dass die Wisente auch an ihren Bäumen Schaden angerichtet haben. Vogt sieht hier den Trägerverein in der Pflicht. Denn drei Tiere tragen Sender, sodass sich ihr Standort regelmäßig erfassen lässt. „Dann sollten die jeweiligen Waldbesitzer auch informiert werden.“ bp