Mitgliederversammlung

RVWL: Weitere Fusionen und Kooperationen?

Raiffeisenverband Westfalen-Lippe (RVWL) ist seit seiner Gründung 2014 gut gestartet: Doch für seine 65 Mitglieder werden die Zeiten kaum leichter.

Die meisten Warengenossenschaften in Westfalen-Lippe hatten 2014 den heutigen Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband verlassen und ihren eigenen Verband, den Raiffeisenverband Westfalen-Lippe (RVWL) gegründet, um ihr regionales Gesicht nicht zu verlieren und die eigenen Interessen besser zu wahren. Dieser Neustart ist nach Ansicht von Dr. Christian Degenhardt und Frank Niemer (geschäftsführender Vorstand) geglückt. Trotz Fusionen konnte der RVWL die Zahl seiner Mitglieder mit jetzt 65 stabil halten.

Degenhardt: „Bis auf eine Ausnahme sind alle Warengenossenschaften in Westfalen-Lippe bei uns Mitglied geworden. Seit 2018 lassen sie sich von uns auch überwiegend prüfen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis.“

Ställe stehen öfter leer

Auf der Mitgliederversammlung in Münster-Hiltrup präsentierten Vorstand und Aufsichtsrat den Geschäftsbericht 2018 und wagten einen Blick nach vorn. Die Mitglieder des RVWL erzielten 2018 einen Umsatz von 3,02 Mrd. €. Das war etwa so viel wie 2017. Doch zum Bilanzstichtag 30. Juni 2018 waren die Folgen des Dürresommers erst teilweise zu sehen. „Die Landwirte haben vor allem weniger Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel gekauft. Immer öfter stehen auch Ställe leer. Das Wachstum in der Veredlung ist vorbei“, so skizzierte Aufsichtsratsvorsitzender Friedrich Becker die Lage.

Durch Prüfungen hat der RVWL 2018 etwa 800  000 € Einnahmen erzielt. Dazu kamen die Gebühren für die Beratungen und eine Dividende vom Landwirtschaftsverlag (der RVWL ist einer der drei Gesellschafter des Landwirtschaftsverlages GmbH in Hiltrup). Unterm Strich verblieb 2018 ein Überschuss von 217  000 €. Mit dem Geld will der Verband seine Rücklagen stärken, aber auch neue Projekte im Genossenschaftssektor anschieben, sofern dafür Nachfrage an der Basis besteht. Die Zeiten für die Waren- und Viehverwertungsgenossenschaften im nordwestdeutschen Raum werden gewiss nicht leichter. Die verschärfte Düngeverordnung und der beinharte Wettbewerb nicht nur mit dem Landhandel zwingen die Warengenossenschaften vor Ort, ihr Geschäftsmodell zu überdenken und nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Nachbarn zu suchen.

Fusionen und Kooperationen

Vor diesem Hintergrund schließen die Verantwortlichen des RVWL weitere Fusionen bzw. Kooperationen nicht aus. Doch der Verband will bei alledem kein Oberlehrer sein. „Jede Genossenschaft vor Ort“, sagt Becker, „muss ihren eigenen Weg finden. Wir beraten und helfen gerne, wenn wir gefragt werden.“

Einzelne Genossenschaften erzielen derzeit nur eine Umsatzrendite von mageren 0,5 %. Doch 1 bis 1,5 % müssten es schon sein, um auf Dauer wettbewerbsfähig zu bleiben. Becker: „Es ist unschön, wenn sich Genossenschaften vor Ort Konkurrenz machen. Dann wird Bauerngeld verbrannt.“As