Pflanzenschutz: Kaum Wissen, viel Gefühl

Pflanzenschutzmittel haben bei den Verbrauchern einen schlechten Ruf. Das bestätigt eine im Februar 2016 im Auftrag des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) durchgeführte, repräsentative Umfrage.

Fast die Hälfte der Befragten nimmt an, dass die Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln insgesamt abnimmt. Verantwortlich dafür sind ihrer Auffassung nach Pflanzenschutzmittel und die „Industrialisierung der Landwirtschaft“. "Pressemeldungen über Nachweise des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat in der Muttermilch und im Urin haben ein Drittel der Befragten besonders beunruhigt“, kommentiert BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel die Ergebnisse der Befragung. „Dabei ist nach unserer jüngsten Untersuchung in Muttermilch kein Glyphosat nachweisbar. Im Urin ist der Stoff aus wissenschaftlicher Sicht in geringen Konzentrationen zu erwarten, denn Rückstände sind bis zum erlaubten Höchstgehalt in Lebensmitteln zulässig und können folglich auch aufgenommen werden.“

Das Roggenkorn im Güterzug
Die Analyseverfahren haben sich seit fünfzig Jahren immens verbessert. So können die modernsten Laborgeräte kleinste Mengen, ja sogar einzelne Molkeküle nachweisen. Um 1960 konnten Dioxine "nur" im Nanogramm-Bereich (0,000001 oder 10-9 g) nachgewiesen werden. Inzwischen liegt diese Grenze im Femtogramm-Bereich (0,000000000000001 oder 10-15 g).
Nach Angaben des BfR bedeutet das: Ein einzelnes Roggenkorn kann in einem Güterzug voll mit Weizen von 20.000 km Länge nachgewiesen werden. Das entspräche etwa der Strecke von Flensburg nach Kapstadt und zurück! Str.

PS: Hier gibt es eine anschauliche

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"Eher giftig, aber preiswert"

Wie aus der Befragung von rund 1000 repräsentativ ausgewählten Personen weiter hervorgeht, gehen die meisten Verbraucher nach wie vor davon aus, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln seien in Lebensmitteln generell nicht erlaubt. Zudem ist die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung der Meinung, dass Lebensmittel, die unter der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln hergestellt werden, eher giftig, aber preiswert seien. Demgegenüber werden Lebensmittel, bei deren Produktion auf Pflanzenschutzmittel verzichtet wird, als gesund und schmackhaft eingestuft.

Zwei Drittel sind der Ansicht, dass beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Lebensmittelproduktion die Risiken den Nutzen überwiegen. Rund 65 % geben an, dass sie Lebensmittel vermeiden, wenn sie wissen oder vermuten, dass sie Pflanzenschutzmittelrückstände enthalten.

Das Wissen aus den Medien

Die Befragung bestätigt laut BfR zudem die Annahme, dass Verbraucher ihr Wissen über Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln hauptsächlich aus den Medien beziehen. Bei der gesetzlichen Regulierung von Pflanzenschutzmitteln sollen, so der Wunsch von mehr als 80 % der Befragten, Verbraucherverbände, Nichtregierungsorganisationen sowie Landwirtschaft und Verbraucher eine wichtige Rolle spielen. Den zuständigen nationalstaatlichen und europäischen Behörden weisen etwas mehr als 70 % eine wichtige Rolle zu. AgE / Str.