Nur Milchexporte stabilisieren die Preise

Will die EU-Milchwirtschaft die Wertschöpfung und die Milchpreise auf einem hohen Niveau halten, muss sie nach dem Auslaufen des Quotensystems die Absatzmöglichkeiten am Weltmarkt konsequent nutzen. Zu diesem Fazit kommen die Fachhochschule Kiel und das Informations- und Forschungszentrums für Ernährungswirtschaft (ife) in einer gemeinsamen Studie..

Die Autoren Prof. Holger Thiele, Erhard Richarts und Dr. Henrike Burchardi gehen davon aus, dass der zu exportierende Milchüberschuss in der EU von 19,1 Mio. t Milchäquivalent (2011) um fast ein Fünftel auf 22,6 Mio. t (2022) wachsen wird. Damit müssten dann 15,4 % der heimischen Milcherzeugung jenseits der Gemeinschaftsgrenzen vermarktet werden.

Dias werde auch gelingen, sind sich die Wissenschaftler sicher. Denn die weltweite Nachfrage nach Milcherzeugnissen werde bis 2022 um gut 20 % auf 741 Mio. t Milchäquivalent (im Vergleich zu 2011) steigen. Das entspreche einem jährlichen Zuwachs von 12 Mio. t.

Positive Preiswirkung des Weltmarkts

Maßgeblich dafür sei der anhaltende Verbrauchszuwachs in den Schwellenländern,. In der EU hingegen sei wegen stagnierender Bevölkerungszahlen und gesättigter Märkte kaum ein Mehrabsatz zu erwarten. Ein Wachstum der EU-Milcherzeugung sei deshalb ohne zusätzliche Drittlandsexporte nicht möglich.

Auf einen erstaunlichen Mechanismus weisen die Autoren der Studie hin: Jede Erhöhung des Rohstoffwertes der Milch am Weltmarkt habe auch den Wert in der EU steigen lassen. Von 2006 bis 2013 sei der Rohstoffwert der Milch um 1 Cent/kg am Weltmarkt gestiegen. Das habe im selben Zeitraum zu einem Anstieg des Rohstoffwertes in der EU um 0,78 Cent/kg geführt.

Auf der anderen Seite hätten sich Preisschwächen am internationalen Markt, wie 2008 und 2009 geschehen, auch negativ auf die Auszahlungsleistungen der EU-Molkereien gewirkt. In der Summe aber hätten seit Januar 2000 die positiven Preiseinflüsse des Weltmarktes auf den EU-Markt überwogen, erläuterten die Wissenschaftler aus Kiel. Ihr Fazit: Von der stärkeren Einbindung in den Weltmarkt können die EU-Milcherzeuger profitieren.

Impulse durch die Globalisierung

Der Studie zufolge haben die EU-Milcherzeuger von der zunehmenden Weltmarktorientierung ihrer Molkereien profitiert. Die Anhebung der Auszahlungspreise wurde seit 2006 stets durch Nachfragesteigerungen am Weltmarkt ausgelöst. Ohne die Exporte wären die Milchpreise in der EU deutlich niedriger. Zudem seien die in Milchwert umgerechneten Erlöse aus dem Drittlandsgeschäft oft auch höher gewesen als diejenigen des Binnenmarktes, betonen die Marktexperten.

Zweifelhaft sei dagegen der Nutzen von Maßnahmen, die mittels einer Mengensteuerung bestimmte Preise garantieren sollten. Dies würde die Exportchancen der Milchverarbeiter und damit letztlich die Erlösmöglichkeiten der Erzeuger beeinträchtigen. AgE