Nüssel: "Bloß keine Alleingänge"

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) sieht eine Reduzierung der Milchmenge allein in Deutschland sehr kritisch.

Die genossenschaftliche Molkereiwirtschaft bekennt sich ganz klar zur Marktorientierung der europäischen Milchpolitik. Denn wir sind davon überzeugt, dass Marktkräfte im globalen Spiel von Angebot und Nachfrage nicht nachhaltig außer Kraft gesetzt werden können“, erklärte der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, Manfred Nüssel, am Mittwoch in Berlin vor Journalisten.

Obwohl die Mitgliedstaaten bereits seit März die Möglichkeit haben, Maßnahmen zur Mengenreduzierung umzusetzen, sei bislang davon kein Gebrauch gemacht worden, so Nüssel. Dafür fehlten offensichtlich die politische Mehrheiten.

Jetzt will die Politik in Deutschland eine Mengendrosselung auf nationaler Ebene durchsetzen. Das ist nach Nüssels Überzeugung völlig unrealistisch. Angesichts starker Produktionssteigerungen in anderen Mitgliedstaaten sieht der DRV nationale Alleingänge überaus kritisch. Sie gehen ausschließlich zu Lasten der Markt- und Wettbewerbsposition der heimischen Milchwirtschaft.

Exportchancen nutzen

Die Politik hat mit der Änderung des Agrarmarktstrukturgesetzes Branchenorganisationen und Allgemeinverbindlichkeit als Steuerungsinstrumente ins Spiel gebracht. „Wir sind sehr skeptisch, dass sich die Molkereien angesichts des harten Wettbewerbs kurzfristig über unternehmensübergreifende Mengenkürzungen verständigen werden“, betont der Präsident.

Der DRV steht zu seiner Zusage beim Milchgipfel am 30. Mai 2016, für den Aufbau der Branchenorganisation Milch zu werben. Deren vorrangige Ziele sollten die Absatz- und Exportförderung und die verstärkte Inanspruchnahme von Forschungs- und Entwicklungsgeldern sein. „Derzeit werden bereitstehende europäische Mittel kaum von deutschen Molkereien abgerufen. Auch die Exportchancen müssen noch konsequenter genutzt werden“, so Nüssel.

Die Mitglieder entscheiden autonom

Rechtliche Vorgaben zur Änderung der genossenschaftlichen Lieferbeziehungen lehnt der Verbandspräsident entschieden ab. Seine Begründung: In den Molkereigenossenschaften entscheiden die Mitglieder selbst und autonom. Solche Vorschläge sägen am bewährten Fundament des genossenschaftlichen Geschäftsmodells. Sie bedrohen in der Konsequenz auch erfolgreiche genossenschaftliche Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen.

Nüssel ermutigte die DRV-Mitgliedsunternehmen, weiter offensiv die aktuellen Marktturbulenzen zu managen. Kooperationen, Fusionen und internationale Zusammenarbeit seien geeignete Strategien. ri