Nordmann per Post

Überraschende Entwicklungen im Weihnachtsbaum-Handel 2016 waren in Eslohe zu erfahren: Demnach kommt der Weihnachtsbaum zunehmend via Online-Bestellung – und der Trend geht zum Zweit- und Dritt-Baum.

Gut einen Monat vor Heiligabend beginnt für die Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger Nordrhein-Westfalens das Geschäft. In Eslohe (Hochsauerlandkreis) haben die Vertreter des Landesverbands Gartenbau und der Landwirtschaftskammer offiziell die Saison eingeläutet. Die gute Nachricht für alle Kunden: Die Preise für Nordmanntanne und Co. steigen in diesem Jahr nicht.

„Das Wetter hat uns in diesem Jahr die Sache nicht leicht gemacht“, sagte Eberhard Hennecke, Vorsitzender der Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW. Dennoch bleiben trotz Wetterkapriolen mit hohen Niederschlägen im Frühjahr und einer langen Trockenperiode von sechs bis acht Wochen im Sommer die Preise stabil. Für die Nordmanntanne liegt der Preis zwischen 18 bis 24 €/lfm.

Nordmann bleibt Bestseller

Mit einem Marktanteil von über 80 % bleibt die Nordmanntanne der Bestseller unter den Weihnachtsbäumen. Aber auch „Besonderheiten“ wie die Edel- oder Koreatanne fragen die Kunden nach. Die Verbraucher kaufen häufiger kleinerer Bäume, erklärte Hennecke. Die beliebteste Größe für den Baum zum Fest liegt zwischen 1,5 bis 1,7 m. Außerdem steigt der Trend zum Zweit- oder Drittbaum, für Balkon, Garten oder Terrasse.

Anbau auf Forstflächen
Den Produzenten von Weihnachtsbäumen ist es bis 2043 erlaubt, Wälder als Anbauflächen zu nutzen. Grundlage ist der Abschluss eines Rahmenvertrages zum umweltverträglichen Weihnachtsbaum- und Schmuckreisiganbau mit der zuständigen Forstbehörde. Die Vertragsfrist endet am 12. Dezember 2016.

Mittlerweile müssen die Anbauer alle Dienstleistungen rund um den Baum anbieten – von der Lieferung bis hin zur Entsorgung nach den Feiertagen. „Immer mehr Kunden möchten den Baum komplett mit Ständer kaufen“, gab Hennecke den Eindruck von Direktvermarktern wieder.

Baum aus dem Netz

Diesen Eindruck teilte der Weihnachtsbaumproduzent Christopher Babilon aus Eslohe. Er verkauft in der dritten Saison Bäume über das Internet. Babilon lässt über einen Paketdienst rund 10 % seiner Weihnachtsbäume bis vor die Haustür liefern, zum Teil bis in die Schweiz. Dabei begrenzt das maximale Packetmaß von 1,7 m die Weihnachtsbaumgröße.

Reklamationen oder das Thema Umtausch bereiten Babilon keine Probleme. Gezahlt wird per Vorkasse. Der Bestellzeitraum und der Standverkauf sind identisch und Anfragen in letzter Minute eher selten, sagte Babilon.

Nummer eins in Europa

Einige weitere interessante Daten und Fakten zum Weihnachtsbaumanbau und -verkauf waren in Eslohe zu erfahren:

  • Der Selbstversorgungsgrad mit Weihnachtsbäume liegt mit über 24 Mio. verkauften Bäumen bundesweit bei rund 90 %. Dabei ist das Sauerland Europas größter Produktions- und Handelsplatz.
  • In NRW produzieren über 600 Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb Weihnachtsbäume. Während der Erntephase beschäftigen die Anbauer über 1000 Mitarbeiter und Saisonkräfte.
  • Die Betriebsstruktur ist verhältnismäßig klein gegliedert. Etwa 77 % der Betriebe verfügen über bis zu 10 ha Anbaufläche.
  • Die Produktion findet zu zwei Dritteln auf landwirtschaftlichen Flächen statt, 5000 ha sind Kulturen im Wald. Das sind unter anderem Aufforstungen nach dem Sturm Kyrill.

„Für die sauerländischen Landwirte ist der Anbau und Handel mit Weihnachtsbäumen in diesem Jahr die beste Kuh im Stall“, scherzte Hubert Stratmann, Geschäftsführer der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer in Meschede. Kevin Schlotmann