Neue Einschätzung zur Pflanzenschutzsteuer

Im Oktober 2015 stellte das Helmholtz-Zentrum eine Studie vor, die eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel begrüßt. Nun hat Prof. Oliver Mußhoff Kritik an der wissenschaftlichen Qualität der Studie geäußert.

"In Deutschland könnte eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel wichtige Impulse setzen, um den weiter steigenden Einsatz von ökologisch und gesundheitlich bedenklichen Pestiziden zu begrenzen." So lautet das Fazit einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) aus dem Jahr 2015.

Prof. Oliver Mußhoff hat dies Studie im Auftrag des Industrieverbandes Agrar einer wissenschaftlichen Bewertung unterzogen.

Mußhoff sieht die wissenschaftliche Qualität der Studie kritisch und monierte heute in Berlin eine „Vielzahl an inhaltlichen Unzulänglichkeiten“. Dies beginne bei der Behauptung, dass der Einsatz an Pflanzenschutzmitteln in rund 20 Jahren um 36 % gestiegen sei. Diese Berechnung basiere auf der willkürlichen Wahl des Referenzjahres 1993, das ein Ausnahmejahr mit sehr niedrigem Verbrauch gewesen sei.

Einsparungen nur begrenzt möglich

Der Göttinger Agrarökonom kritisiert auch die Unterstellung der UFZ-Autoren, dass Landwirte ein Zehntel der Pflanzenschutzmittel zu viel und damit grundlos ausbrächten. Mußhoff wirft den Verfassern in diesem Zusammenhang vor, fälschlicherweise davon auszugehen, dass die eingesetzten Mengen von Pflanzenschutzmitteln nahezu beliebig gesenkt werden köntnen.

Dabei werde aber verkannt dass die Aufwandmengen bestimmte Schwellenwerte nicht unterschreiten dürften, ohne dass die Wirksamkeit leide. Eine Sondersteuer auf Pflanzenschutzmittel würde die Agrarproduktion in Deutschland verteuern, den Strukturwandel beschleunigen und dennoch kaum ökonomische Anreize zur Senkung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes setzen, so Mußhoff.

In Regionen mit hohem Ertragspotential würde der Gewinn im Ackerbau sinken. Auf Standorten mit schwachen Böden und geringen Niederschlägen könnten Agrarflächen brachialen, weil sie nicht mehr rentabel zu bewirtschaften sind. Zudem seien Fruchtfolgeverschiebungen zugunsten pflanzenschutzextensiver Pflanzen wie Mais und Produktionsverlagerungen ins Ausland absehbar. AgE