Mit Ackerland spekulieren?

Zwei Diskussionsforen in Berlin fragten: Droht eine Spekulationsblase bei Ackerland? Wie ist das Bodenrecht zu ändern, um Anteilskäufe zu erfassen?


Trotz rasant steigender Preise für Ackerland sieht Andreas Tietz vom Thünen-Institut (TI) für Ländliche Räume noch keine Anzeichen für eine Spekulationsblase am Bodenmarkt. Wie Tietz auf dem Agrarmanager-Bodenforum in Berlin ausführte, war in den vergangenen Jahren auch am deutschen Bodenmarkt eine dynamische Preissteigerung zu beobachten.

Schwachstellen im Bodenrecht
Die Bundesländer müssen Schwachstellen im Bodenrecht zu beseitigen, insbesondere die Nichterfassung von Anteilskäufen im Grundstückverkehrsgesetz. Das sagte Jobst Jungehülsing, Referatsleiter im Bundes-landwirtschaftsministerium, auf einer Tagung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Auch seien die Möglichkeiten, die Grunderwerbssteuer zu umgehen, zu beenden.
Stefan Schulz, Geschäftsführer der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG), kritisierte eine intransparente Anwendung des Grundstücks-verkehrsgesetzes. Nicht selten würden ähnlich gelagerte Verkaufsfälle innerhalb eines Bundeslandes unterschiedlich behandelt.
„Wir müssen Anteilsverkäufe dringend besser regulieren“, mahnte Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff. Es müssten Wege gefunden werden, jungen Menschen eine Existenzgründung in der Landwirtschaft zu ermöglichen. Das erfordere „Zugang zu Land, Unterstützung und Begleitung“. AgE

Die Pachten hätten nach Berechnungen des Deutschen Bauernverbandes (DBV) jedes Jahr um 4 % zugelegt. Dabei seien zunehmend Grenzkalkulationen und teils aggressives Verhalten der Bieter zu beobachten, so der Agrarökonom. Dies hat nach seiner Darstellung zwar zu sinkenden Renditen bei Kauf- und Pachtflächen geführt. Die Anlage in Agrarflächen sei aber immer noch deutlich rentabler und damit interessanter als vergleichbare Anlagenprodukte.

Anzeichen für "spekulative Blasen", aber…

Dem Agrarökonomen zufolge hat bei Bodentransaktionen die Zahl kreditfinanzierter Käufe in den letzten Jahren zugenommen, was theoretisch ein Indiz für spekulative Blasen sei. Zwischenzeitlich hätten die Kreditgeber ihre Anforderungen aber deutlich angehoben und gewährten Darlehen nur noch bei guter Bonität, berichtete Tietz. Zudem sei der Bodenmarkt nicht unmittelbar an konjunkturelle Entwicklungen gekoppelt.

Tietz kann sich zwar vorstellen, dass bei anhaltend niedrigen Agrarpreisen temporäre Rücksetzer bei den Kaufwerten für Acker- und Grünland möglich sind. Verwerfungen wie auf dem US-Bodenmarkt schließt Tietz aufgrund der hierzulande solideren Rahmenbedingungen aus.

Schlechtes Vorbild USA?

In den Vereinigten Staaten der 1970er und 1980er Jahren hatten laut Tietz niedrige Kreditzinsen und großer Optimismus an den Agrarmärkten für einen stürmisches Kaufinteresse an Agrarflächen gesorgt. Eine Zinswende und steigende Kreditkosten hätten das 1987 jäh gestoppt. Ein Rückgang der Bodenpreise und zahlreiche Konkurse landwirtschaftlicher Betriebe seien die Folge gewesen. AgE