Milch: Holländer wollen wachsen

Die niederländischen Molkereien erweitern ihre Kapazitäten mit Blick auf das Ende der Quote. „Friesland Campina erwartet 15 bis 20 % mehr Milch nach 2015“, berichtete Irene van der Sar. Sie ist Vorstandsmitglied im Niederländischen Milchviehhalterverband (NMV) und war einer der Gäste bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Kreisverband Borken-Recklinghausen, die am Montag dieser Woche in Südlohn stattfand.

Sinkt der Milchpreis in Folge der zunehmenden Milchmenge, könnten viele Milchviehhalter in finanzielle Bedrängnis geraten. Wer auf Basis der in den Niederlanden zurzeit gezahlten 43,60 Cent/kg Milch (Friesland Campina) in betriebliches Wachstum investiert, dürfte seine Kosten bei einem Preisverfall kaum noch decken können.

Wachsen mit Bedacht

Der NMV hat die holländischen Molkereien befragt, wie sie den Milchmarkt ab 2015 einschätzen. „Wir nehmen alle Milch ab und werden alles verarbeiten“, sei die übereinstimmende Aussage der Molkereien gewesen. Dafür wird kräftig in zusätzliche Kapazitäten investiert und gleichzeitig nach Absatzmöglichkeiten am Milchmarkt Ausschau gehalten.

Einige Molkereien wie die auf Käse spezialisierte Rouveen sagen zwar zu, die gesamte angelieferte Milch abzunehmen, ermutigen ihre Mitglieder aber gleichzeitig, nicht „auf Teufel komm‘ raus“ zu wachsen. Stattdessen wünscht sich Rouveen ein langsames Wachstum der Betriebe und wird dies auch mit einer Preisstaffelung (A- und B-Preise) versuchen zu lenken.

„Aber wenn große Molkereien wie Friesland Campina keine Mengensteuerung für ihre Mitglieder einführen, werden die kleineren das auch nicht machen“, befürchtet van der Sar. Sie sieht das angestrebte Wachstum der Betriebe kritisch und findet ebenso wie ihre Kollegen vom BDM: „lieber weniger produzieren und dafür bessere Preise erzielen.“ „Was machen wir, wenn die Preise wieder auf die 33 Cent/kg runtergehen, die wir 2013 bekommen haben?“ fragt sie angesichts der Pläne vieler niederländischer Betriebe, mit Wegfall der Quote ihre Herden aufzustocken.

50 Cent/kg dürfen es sein

Die Kosten der Milcherzeugung haben auch die deutschen Milchviehhalter genau im Blick. Einen Milchpreis von 50 Cent/kg Milch fordert der BDM auf seinen neuen Plakaten. „Einigen Mitgliedern ist das zu hoch“, gab Johannes Harker kritische Stimmen wieder.

Aber angesichts von Produktionskosten zwischen 43 Cent/kg Milch in Norddeutschland und weit über 50 Cent/kg in Teilen von Süddeutschland hält der Vorsitzende des Kreisverbandes Borken-Recklinghausen diese Zahl für gerechtfertigt. Dahinter stecke zudem eine Menge Arbeit, die auf den Milchviehbetrieben geleistet werde, rief er seinen Kollegen ins Bewusstsein. hu