Mehr Natur an die Weser

Der kanalartige Ausbau der Weser zwischen Hann. Münden und Minden widerspricht den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie der EU. Auf der 11. Gewässerkonferenz 2016 der Bezirksregierung Detmold wurden Möglichkeiten einer Umgestaltung vorgestellt.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Oberweser von Hann. Münden bis Minden ausgebaut und mit Steinschüttungen befestigt, um die Fahrrinne für Schiffe frei zu halten.

Doch der kanalartige Ausbau widerspricht den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). In einer Machbarkeitsstudie hat das UIH Ingenieur- und Planungsbüro aus Höxter untersucht, wie man den Zustand der Weser verbessern und neuen Lebensraum für 22 verschwundene Fischarten schaffen kann.

Eine Bundeswasserstraße

Auf der 11. Gewässerkonferenz der Bezirksregierung Detmold stellte UIH-Geschäftsführer Bernd Schackers die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor. Die Weser ist eine Bundeswasserstraße. Alle Wassergrundstücke gehören dem Bund. Die Generaldirektion Wasser- und Schifffahrt (WSV), Außenstelle Mitte, verwaltet den Fluss. Diemel, Nethe, Emmer und Werre entwässern in die Weser. Die WSV achtet bislang in erster Linie darauf, dass der Fluss für die Transport- und Freizeitschiffe befahrbar bleibt.

Nach der WRRL sollen alle Gewässer bis 2027 einen guten ökologischen Zustand erreichen. An der Weser könnte man an vielen Stellen die Steinschüttungen entfernen, bestehende Uferlinien aufbrechen, Altarme anbinden sowie neue Überflutungsräume schaffen. Laut Schackers könnte man ausgekieste Flächen in der Weseraue an den Fluss anbinden.

Eine neue Sekundäraue (400 m lang, 1,5 ha) wurde bereits im Kreis Schaumburg-Lippe angelegt. Auch die Weserschleife von Petershagen bis zur Landesgrenze Schlüsselburg würde sich nach Ansicht des Planers gut für die Umgestaltungen eignen. Schackers: „Mit den Renaturierungen könnten wir bestehende FFH-, Vogelschutz- und Naturschutzgebiete erheblich aufwerten“.

Blaues Band Deutschland

Uwe Borges konnte auf der sehr gut besuchten Konferenz (240 Teilnehmer) leider keine Auskunft geben, ob der Bund bereit ist, die erforderlichen Mittel für die Umgestaltungen bereitzustellen. Borges ist Mitarbeiter bei der WSV-Generaldirektion Mitte. Er verwies auf das Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“, das im Koalitionsvertrag vereinbart worden ist. Danach sollen auch die Bundeswasserstraßen zurück zur Natur.

Derzeit haben die Bundesminster Dr. Hendricks (Umwelt) und Dobrindt (Verkehr) aber erst eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Eine Fachstudie schlägt vor, die Bundeswasserstraßen in ein Kern- und Nebennetz (unter 600 000 t/Jahresfracht) aufzuteilen.

Noch in 2016 soll es laut Borges einen Kabinettsbeschluss zum Blauen Band geben. Nach einer Vorbereitungsphase (2017) könnte der Bund mit regionalen Partnern ab 2020 erste Maßnahmen an den Wasserstraßen umsetzen.

An fünf Modellprojekten im Bundesgebiet will Berlin Erfahrungen sammeln. Als Modell vorgesehen ist auch die Weserschleife nördlich von Petershagen. Borges wies darauf hin, dass der Bund und die Ländern bislang streiten, wer am Ende alles bezahlt. „Alle Umgestaltungen sollen eng mit den Menschen vor Ort abgestimmt werden. Die Interessen der Wirtschaft müssen mit den Interessen des Naturschutzes sowie der Freizeitnutzung abgewogen werden.“

Es fehlen die Flächen...

Tobias Gaul ist bei der Bezirksregierung für WRRL zuständig. Derzeit befinden sich erst 12,5 % der Oberflächengewässer in Ostwestfalen in einem guten ökologischen Zustand. Das Land NRW stellt pro Jahr 80 Mio. € für die Umgestaltungen zur Verfügung, davon fließen jedes Jahr bis zu 18 Mio. € nach Ostwestfalen. Kommunen und Wasserverbände beseitigen unter anderem Stauwehre in den Gewässern, damit die Fische wieder ungestört wandern können.

Derzeit das größte Problem: Fast überall fehlen Flächen für die Umgestaltungen. Doch die Bezirksregierung will jetzt gegensteuern: Das Land will in Zukunft verstärkt sein Vorkaufsrecht für Flächen an den Gewässern ausüben (§ 73 Landeswassergesetz). Ferner will Detmold mehr Personal im Dezernat 33 (Flurbereinigungsbehörde) für den Flächenerwerb einsetzen. As