LVM Landwirtschaftstag: Es brennt an allen Ecken

In den kommenden Jahren stehen für Landwirte und Landwirtschaft tiefgreifende Veränderungen an. Das war das Fazit des LVM Landwirtschaftstages in Bonn.

Wer als Besucher des 4. LVM Landwirtschaftstages in Bonn geglaubt hatte, sich ein paar Steicheleinheiten abholen zu können, musste am Ende des Tages feststellen:

In den kommenden Jahren stehen für Landwirte und Landwirtschaft tiefgreifende Veränderungen an, die unternehmerisch denkende Landwirte erfordern.

Klimawandel zeigt erste Folgen

Der Klimawandel ist bereits da, das lässt sich nach den Ausführungen von Dipl. Meteorologe Meeno Schrader, Geschäftsführer Wetter Welt GmbH, kaum mehr verleugnen. Ein klares Indiz dafür: Die durchschnittliche Jahrestemperatur der zurückliegenden zehn Jahre liegt bereits um rund 1 °C über dem 30-jährigen Mittelwert der Jahre 1961 – 1990.

Zusätzlich haben sich weitere für die Landwirtschaft wichtige klimatische Messgrößen deutlich verschoben, erklärte Schrader. So liegt der Vegetationsbeginn heute um 7 – 13 Tage früher, als im langjährigen Mittel und auch die Vegetationsperiode hat sich insgesamt verlängert.

Interessant: Entgegen dem ersten Eindruck haben sich die durchschnittlichen Niederschlagsmengen nur wenig verändert. Allerdings sind die Wetterereignisse insgesamt viel extremer, was sich in Form von Starkregen, Hagel und zum Teil Windhosen zeigt. Schrader sagte für die kommenden Jahre eine Zunahme von Hagelschlag sowie einen Trend zu trockenen Sommern und niederschlagsreichen Wintermonaten voraus.

Tierhaltung braucht staatlichen Eingriff

Bekannt klare und unter Landwirten umstrittene Positionen vertrat der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Prof. Harald Grethe.

Seiner Ansicht nach sind in Sachen Düngegesetz und Tierschutz klare und engagierte Reformen längst überfällig. „Die Probleme lösen sich nicht von alleine“, sagte er. Insbesondere beim Tierschutz hinkt der Gesetzgeber den gesellschaftlichen Ansprüchen hinterher. Er bekräftigte sein schon früher getroffene Aussage, dass die deutsche Tierhaltung, insbesondere die Mast, in weiten Teilen nicht zukunftsfähig sei.

Um die Tierhaltung flächendeckend in Ordnung zu bekommen, brauche es das Ordnungsrecht, erklärte der Professor. Gleichwohl plädierte er für eine ausgewogene Strategie zwischen Pflicht und Freiwilligkeit. Insgesamt bezifferte Grethe das Finanzvolumen der notwendigen Maßnahmen mit 3 bis 5 Mrd. €. jährlich. Sie sollen nach seinen Worten einen deutlichen Fortschritt im Tierschutz bringen.

Zur Teilfinanzierung dieser Summe favorisiert der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates eine Umschichtung von Mitteln der 1. Säule. Aus seiner Sicht gibt es keine Gründe, diese Zahlungen auf Grundlager der alten Argumentation aufrecht zu erhalten.

Minister verspricht Planungssicherheit

In seiner Rede skizzierte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt die Herausforderungen für die Landwirtschaft und versprach politische Planungssicherheit: „Wenn es um die Zukunft der Landwirtschaft geht, dann geht es um einen gesellschaftlich akzeptierten Umgang mit unseren Nutztieren, um eine nachhaltige Nutzung der Umwelt, um die Attraktivität unserer ländlichen Räume und es geht um die bäuerliche Existenz. Die bäuerliche Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Deshalb brauchen wir Planungssicherheit und zukunftsfähige Strukturen, die langfristig für Stabilität sorgen. Wir werden die Bäuerinnen und Bauern als Politik und Gesellschaft nicht alleine lassen. Die Landwirtschaft ist für unser Land unersetzlich: Sie sorgt für hochwertige und sichere Lebensmittel, Landschaftspflege und Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Deshalb gehört Landwirtschaft in die Mitte der Gesellschaft. Mit diesem Ziel haben Sie uns an Ihrer Seite.“ Wob