Kein Stress in der Ausbildung

Ausbildung, Berufsschule, Sportverein und dazu das ständige Bimmeln des Smartphones – die Jugend scheint, so gestresst zu sein wie nie zuvor. Wie können Ausbilder diesen Druck abfedern und ihre Auszubildenden zu guten Leistungen anspornen?

Dies stand im Mittelpunkt der 13. Ausbildertagung auf Gut Havichhorst. Dazu hatten der Ring der Landjugend, die Landwirtschaftskammer NRW, die Westfälisch-Lippische Landjugend sowie der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband eingeladen. Mehr als 60 Ausbilder aus der Landwirtschaft waren der Einladung nach Münster gefolgt.

Knapp 20 % der Kinder und Jugendlichen sind gestresst. So lautet das Ergebnis einer Studie von Professor Holgar Ziegler. Der Sozialpädagoge der Universität Bielefeld hat 1100 Sechs- bis Sechzehnjährige befragt.

Stress ist das Ungleichgewicht zwischen eigenen Ansprüchen und dem Wunsch diesen zu genügen. Der Anspruch an sich selbst wird beeinflusst von den Eltern, dem Freundeskreis, aber auch den Medien. „Jemand erwartet was von mir und ich komme nicht hinterher. Dieses Gefühl verstärkt sich selbst“, sagte der Hochschullehrer.

Gute Beziehung aufbauen

Für Marco Weißer ist eine gute Beziehung zwischen Ausbilder und Azubi der Schlüssel für ein stressfreies Miteinander. Der Ausbildungsleiter einer Kommune in Rheinland-Pfalz riet den Anwesenden, sich schon vor dem Ausbildungsbeginn beim Lehrling zu melden. Das können Geburtstagsgrüße oder Wünsche für das neue Jahr sein.

Wer dem Auszubildenden Wertschätzung entgegen bringt, der kann sich auch in arbeitsreichen Zeiten auf ihn verlassen. „Die ersten zwei Monate der Ausbildung sind wichtig. Hier wird das Fundament gelegt“, betonte Marco Weißer. Vor allem in dieser Zeit soll sich der Ausbilder intensiv um seinen Lehrling kümmern. Wem das gelingt, zehrt die gesamte Ausbildung davon.

Verantwortung geben

Ein Beispiel aus der Praxis brachte Sauenhalter André Bruns aus Sendenhorst-Albersloh. Er übergibt seinen zwei Auszubildenden sofort Verantwortung. Ob Biogas, Sauenhaltung oder Ferkelaufzucht – jeder ist für einen Bereich ab dem ersten Tag zuständig. Alle drei Monate wechselt dann der Aufgabenbereich. Sie merken sehr früh, was sie können und was nicht. Unterstützung für ihr Revier können sie sich jederzeit holen.

„Zwar werden sie zu Beginn ins kalte Wasser geworfen. Aber 90 % meiner Auszubildenden fand das gut“, sagte André Bruns, der zurzeit seinen 18. Auszubildenden betreut. Denn die Übergabe der Verantwortung zeugt von großer Wertschätzung seitens des Ausbilders. pat

Mehr zur Ausbildertagung erfahren Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 46/2015.










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