Kartoffelpreise bald "unterirdisch"?

In Deutschland wird eine gute bis sehr gute Kartoffelernte erwartet. In anderen europäischen Ländern auch. Für die Erzeugerpreise bedeutet das wenig Gutes – wie auf dem Kartoffelfeldtag in Schwalmtal am Niederrhein zu erfahren war.

Mit historisch niedrigen Kartoffelpreisen haben in diesem Jahr die Landwirte zu kämpfen. Die derzeitigen Notierungen von 1 bis 2 €/dt bei Veredlungskartoffeln und 8 bis 10 €/dt bei Speisekartoffeln sprechen eine dramatische Sprache und bewegen sich sehr deutlich unter den Gestehungskosten.

Freie Kartoffeln ohne vertragliche Absicherung finden meistens nur in alternativen Verwertungsrichtungen wie Futter, Biogas oder Stärke ihren Absatz. Auch der Terminmarkt für April 2015 bietet mit Kursen unter 7 € nur wenige positive Impulse. Dies wurde am Donnerstag auf dem Kartoffelfeldtag der Firma Weuthen in Schwalmtal am Niederrhein deutlich. Traditionell wagte Geschäftsführer Ferdi Buffen einen Ausblick auf die Ernte 2014.

Schlechte Aussichten

Probleme und Sorgen bereitet vor allem die anstehende Haupternte. Auch hier ist eine Besserung der Preise nicht in Sicht. Neben einer großen Ernte bereiten auch zunehmend die Qualitäten (niedrige Stärkegehalte, viele Übergrößen) die Lagerfähigkeit (Fäulnisprobleme durch Erwinia und Braunfäule) und die Rodebedingungen aufgrund der durchnässten Äcker Sorgen.

Hinzu kommt, dass europaweit eine gute Ernte erwartet wird. Daher wird der Vermarktungsdruck in den kommenden Monaten anhalten, zumal für die großen Mengen nur begrenzt Lagerraum vorhanden ist. Unter dem Vorbehalt, dass die Ernte komplett geborgen wird, erwartet Buffen eine Erntemenge von

11 bis 11,8 Mio. t in Deutschland,

34 bis 35 Mio. t in der EU-5 (Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande)

44 bis 46 Mio. in der EU-27.

Angesichts dieser großen Erntemenge werden die Preise in den kommenden Wochen und zur Einlagerungsphase noch weiter unter Druck bleiben. Buffen erwartet Notierungen für die Lieferung von Speiseware zu den regionalen Abpackbetrieben im Durchschnitt des Jahres von 7 bis 11 €/dt und in der Spitze am Ende der Saison aus Kisten und Kühllägern von eventuell 13 €/dt.

Wenig Hoffnung auch 2015

Auch bei Verarbeitungskartoffeln sei nicht damit zu rechnen, dass die Preise die Gestehungskosten decken. Für den Vermarktungszeitraum November bis Juni 2015 prognostizierte der Fachmann einen Preis von 5 €/dt bis hin zu 8,50 €/dt am Ende der Vermarktungssaison aus den Kühllägern.

Angesichts dieser Lage müsse sich die Kartoffelwirtschaft den Herausforderungen des Marktes stellen. Randstandorte mit mittelmäßigen Erträgen und frachtferne Regionen können in diesem harten Wettbewerb nicht bestehen. Josef Große Enking