ISN-Umfrage

Jeder dritte Schweinemäster plant Produktionsaufgabe

Eine Umfrage der ISN macht deutlich: Der Strukturwandel schreitet voran. Gerade kleinere Betriebe wollen die Mastschweinehaltung abschaffen.

Stimmungsmache gegen die Tierhaltung, Auflagenflut und fehlende Perspektiven sind die wichtigsten Gründe, warum viele Schweinehalter hierzulande nicht mehr weiter machen wollen. Wie die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) am Dienstag im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung in Münster berichtete, wollen 31,5 % der Schweinemäster in den nächsten zehn Jahren die Produktion aufgeben. Die Zahlen berufen sich auf eine aktuellen Umfrage unter 839 Mästern. Dadurch werde sich die Zahl der gehaltenen Mastschweine voraussichtlich um gut 10 % verringern. Im Sommer 2018 hatte bereits rund die Hälfte aller Sauenhalter solche Ausstiegsabsichten geäußert.

Rückgang vor allem im Süden Deutschlands

Die ISN erwartet aufgrund der Umfrageergebnisse einen noch intensiveren Strukturwandel, da vor allem kleinere Betriebe die Mastschweinehaltung abschaffen wollen. So plant über die Hälfte der Halter mit weniger als 800 Plätzen den Ausstieg; bei den Unternehmen mit mehr als 2.800 Plätzen wollen dagegen fast 90 % weiter machen. Da sich die kleineren Betriebe eher im Süden Deutschlands befinden, ist dort mit einem Rückgang der Mastschweinehaltung von fast 40 % in den nächsten zehn Jahren zu rechnen, in den östlichen Bundesländern dagegen um weniger als ein Viertel. Rund ein Viertel der Tierhalter gab zudem an, bei Umbauten in Richtung mehr Tierwohl von Auflagen oder emissionsrechtlichen Fragen ausgebremst worden zu sein.

Verlagerung ins Ausland

ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes stellte angesichts der Umfrageergebnisse fest, dass „die Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland voranschreitet“. Innerhalb von zehn Jahren habe Deutschland bereits zwei Drittel seiner Sauenhalter verloren, während dieser Bereich in Spanien aufgestockt worden sei. Die Schuld gibt er dabei weniger den Marktschwankungen, sondern der Politik, denn wenn „Sachverstand, Perspektiven, Planungssicherheit und Vertrauen fehlen, dann gibt es für den Betrieb keine Zukunft mehr“.

Namentlich rief Dierkes Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Umweltministerin Svenja Schulze und den für Bauwesen zuständigen Innenminister Horst Seehofer dazu auf, die Zielkonflikte zwischen Tierwohl, Umweltschutz und Baurecht zu lösen. Es müsse ein „durchdachtes Gesamtkonzept“ für den Tier- und Umweltschutz sowie für Verbraucher und selbstverständlich die Bauern geben.

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