Ja zum Landkauf, nein zum Dorfleben



Nicht wenige in der Medienwelt glauben noch immer, einen „Großtrend aufs Land“ ausgemacht zu haben. Doch er steht bestenfalls auf dem Papier einiger Hochglanzmagazine – oder findet sich in den digitalen Weiten des Internets.

Wo wollen wir wohnen?

Die Realität sieht anders aus. Wenn es zum Schwur kommt – oder besser: zum Kauf von Wohneigentum –, dann ist die Lust aufs Landleben sehr schnell vergangen. Den viel beschworenen Großtrend jedenfalls gibt es nicht, wie ein Blick auf die aktuellen Immobilienpreise zeigt. Die teuren und teuersten Gegenden Deutschlands sind eben nicht Oberfranken, die Rhön oder das Wittgensteiner Land, sondern es sind die Metropolen München, Stuttgart, Frankfurt/Wiesbaden, Köln/Düsseldorf und Hamburg sowie – mit Einschränkungen – auch der Großraum Berlin/Potsdam.

Diese Tendenzen lassen sich deutlich ablesen aus dem aktuellen „Imobilienmarktbericht der Gutachterausschüsse in Deutschland“, der kürzlich vorgestellt worden ist. Genauer und aktueller als jede mediale Trendmeldung misst er die Bewegungen auf dem Immobilienmarkt:

  • In Deutschland wurden 2012 rund 170 Mrd. € in den Kauf von Immobilien investiert – das sind etwa so viel wie 2007, dem Jahr vor dem tiefen Einbruch der Finanzkrise. Zum Vergleich: 2009 war der Immobilienumsatz in Deutschland auf 130 Mrd. € regelrecht abgestürzt.
  • Der aktuelle Immobilienumsatz von 170 Mrd. € (2012) umfasst zu zwei Dritteln (66,4 %) das private Wohnen, zu 17,6 % Gewerbe, zu 2,1 % Land- und Forstwirtschaft, zu 14 % „übrige Immobilien“.
  • In ländlichen Regionen wie Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen stürzten die Baulandpreise allein 2012 um bis zu 15 % ab.
  • Währenddessen stoßen sie in und um Metropolen wie Hamburg, Köln/Düsseldorf, Frankfurt/Wiesbaden, Stuttgart und München durch die Decke – und das nicht nur in den vermeintlich „guten“ oder gar „besten Lagen“, sondern auch in den mittleren Lagen, in den jeweiligen Speckgürteln dieser Städte.
  • Die Nachfrage nach Bauland spaltet Stadt und Land auch in Nordrhein-Westfalen. So kostet Bauland in mittleren Wohnlagen in Düsseldorf 520 €/m2. In Hallenberg (Hochsauerlandkreis) hingegen kostet der Quadratmeter Bauland etwa 35 €, in Marienmünster (Kreis Höxter) um 30 €.


Geldanlage Acker und Wald

Der Marktbericht enthält auch eine Karte der Baulandpreise in Westfalen-Lippe. Sie zeigt: Die Nachfrage bewegt sich in Münster und seinem unmittelbaren Umfeld (Telgte, Greven, Senden) auf hohem Niveau, ebenso im Großraum Bielefeld/ Paderborn. Sie sinkt hingegen in den ländlichen Räumen, je weiter sie von den genannten Städten und ihren Speckgürteln entfernt liegen.

Interessant aber ist auch dies: Die Preise für Ackerland haben sich in einigen Regionen Nord- und Nord­ostdeutschlands verdoppelt. Im Jahr 2012 wurden dem Bericht zufolge rund 141.000 land- und forstwirtschaftliche Grundstücke mit einer Gesamtfläche von rund 240.000 ha veräußert. Die Preise für Grünlandflächen haben sich in den zurückliegenden fünf Jahren nur geringfügig geändert, bei Ackerland hingegen sind sie in den zurückliegenden fünf Jahren um mehr als 75 % gestiegen, bei den Forstflächen sogar um 107 % – im bundesweiten Durchschnitt, wohlgemerkt.

Diese starke Dynamik erklärten die Gutachter mit „Flächenverknappung wegen Inanspruchnahme für Baumaßnahmen“, einer steigenden Nachfrage nach Ackerland zur Erzeugung von Biomasse sowie einem stärkeren Interesse von Kapitalanlegern, die Ackerland und Wald als gute Investition in die Zukunft betrachten.

Von dieser „Landlust“ aber, die den Bauern das Wirtschaften nicht gerade erleichtert, redet in den Medien so gut wie niemand. Warum eigentlich nicht? Str.