Ist das faire Berichterstattung?



Landwirte "kippen" Reserveantibiotika in ihren "hermetisch abgeriegelten Ställen" zu Schweinen und Hühnern, um "vorsorglich die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern". Damit schaffen sie eine Brutstätte für gegen Antibiotika resistente Keime, schreibt die Wochenzeitung "Die Zeit". Sie widmet sich in einer vierteiligen Artikelserie dem Thema MRSA (multiresistente Bakterien) und hat den Verantwortlichen für dieses Gesundheitsproblem schnell ausgemacht: die Landwirtschaft bzw. die landwirtschaftliche Massentierhaltung.

Spenden für Anzeige
Dr. Rolf Nathaus, Tierarzt aus Reken, hat als Reaktion auf die Zeit-Berichte eine Initiative gestartet: "Landwirte und Tierärzte für eine faire Berichterstattung". Nathaus möchte 33.000 Landwirte und Tierärzte motivieren, je 1 € zu spenden, um in einer großformatigen Anzeige in der Zeit gegen diese Form der Berichterstattung zu protestieren. Sollte die erforderliche Summe nicht zustande kommen, will der Tierarzt den gespendeten Gesamtbetrag der Kindernothilfe spenden. Kommt der Betrag zustande, spendet Nathaus 500 € aus eigener Tasche für die Kindernothilfe.
Spendenkonto:
SPADAKA Reken
IBAN: DE 73 42861239 1037988601
BIC: GENODEM1RKN

Fakten stimmen nicht

Der Deutsche Bauernverband (DBV) reagierte ebenso wie viele andere landwirtschaftliche Organisationen sehr verärgert. Bernhard Krüsken, DBV-Generalsekretär, wies darauf hin, dass 2012 laut Robert-Koch-Institut nur rund 5 % der in Krankenhäusern nachgewiesenen multiresistenten Bakterien der Nutztierhaltung zuzuordnen waren. Damit stammten 95 % aus anderen Quellen. Zudem sei der Einsatz von Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung die Ausnahme, sie werden laut DBV nur in einem Prozent der Anwendungen in der Nutztierhaltung genutzt.

Krüsken verweist darüber hinaus auf eine Studie der Krankenkasse DAK. Demnach waren im Jahr 2013 rund 30 % der Antibiotikaverordnungen in der Humanmedizin mit Blick auf die Diagnose fragwürdig und nicht unbedingt medizinisch notwendig.

Antibiotika-Verbrauch sinkt

In der Nutztierhaltung wird die Problematik resistenter Keime laut DBV sehr ernst genommen. Das zeige sich beispielsweise am Antibiotka-Monitoring, das im Rahmen des QS-Systems durchgeführt wird. Zudem sinkt der Verbrauch von Antibiotika in der Tierhaltung, wie Zahlen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) belegen, so Krüsken. hu