Gefahr unterm Gummistiefel?

Keime unter Gummistiefeln – spielt das überhaupt eine Rolle für die Tiergesundheit oder wird zu viel Wind um eine Banalität gemacht? Ein Versuch der Fachhochschule Südwestfalen gibt Aufschluss.

Wer kennt das nicht: Gerade bei den Milchkühen die Boxenpflege erledigt, dann noch schnell zu den Kälbern und anschließend in den Melkstand – ohne die Stiefel zu reinigen.

Das sind ganz normale Vorgänge auf einem Milchviehbetrieb. Doch bergen die Gummistiefel mit grobem Profil dabei tatsächlich eine Gefahrenquelle?

In einer Arbeit der Fachhochschule Südwestfalen wurden drei Fragen untersucht.

  • Wie viele Bakterien können sich unter einem Stiefel befinden?
  • Wie viele Schritte weit werden sichtbar Bakterien abgegeben?
  • Mit welchem praxistauglichen Verfahren können die Erregermengen am besten reduziert werden?

Wie viele Bakterien?

Es ist Ihre Entscheidung!
Viele Betriebe haben noch keine eigenen Stiefel für betriebsfremde Personen. Wenn Sie dazugehören, bedeutet das: Eine Person, die zum Beispiel bei Ihrem Nachbarn Keime am Schuhwerk aufnimmt, kann sie bei Ihren Tieren mit relevanter Erregermenge wieder abgeben. Das passiert mit betriebseigenen Stiefeln nicht! Der Vorteil ist klar: Wenn keine fremden Erreger in den Betrieb kommen, können die Tiere auch nicht daran erkranken. Die Kosten für weitere Stiefelpaare (und Overall) sind als gering einzustufen, verglichen mit einer Erkrankung.
Ein gern genutztes Gegenargument ist, dass der Stiefelwechsel lange dauert und dadurch Arbeitszeit vernichten würde. Doch denken Sie daran: Es ist Ihr Betrieb, Sie legen die Spielregeln fest!

Proben der Stiefelunterseiten von 33 Milchviehhaltern in NRW zeigen: Im Durchschnitt befanden sich unter einem Stiefel 42 g „Profilinhalt“. Zur Verdeutlichung: Das entspricht fast dem Gewicht einer halben Tafel Schokolade. Die Spanne der Abkratzgewichte war groß - zwischen 1 und knapp 130 g.
Die ermittelten Keimgehalte pro Stiefel zeigen, die Keimübertragungsmengen bergen eindeutig ein Infektionsrisiko.

Ein weiterer Versuch im Labor, zeigte, über wie viele Schritte eine Stiefelunterseite Keime absondert. Die Versuchsleiter tauchten einen Stiefel 2 cm tief in frischen Kot und gingen damit über ausgelegte Papierunterlagen in einem Flur. In fünf Versuchen ließen sich zwischen 25 und 51 Schritten sichtbare Spuren finden.

Das heißt übersetzt für einen Praxisbetrieb: Erreger können rund 100 m (zweimal 51 Schritte) unter den Stiefeln transportiert und abgegeben werden – ohne dass dies weiter auffällt.
Und bei weiteren Schritten können immer noch Brocken/Dreck aus den Stiefeln fallen. Nach 23 Schritten befinden sich immer noch 1 Mrd. Bakterien unter den Stiefeln.

Richtig reinigen

Es empfiehlt sich für die Praxis, Stiefel zu reinigen, wenn Kontakt zu einem kranken Tier stattgefunden hat. Die Fachhochschule Südwestfalen hat vier praxisübliche Reinigungsvarianten getestet:

  • Reinigung mit Wasserschlauch und scharfem Wasserstrahl,
  • Säuberung mit der Euterbrause,
  • Einsatz vom Hochdruckreiniger,
  • Reinigung im Stiefelreiniger.

Alle vier Varianten reduzierten den Keimnachweis massiv – meist auf ein Zehntel oder weniger der Ausgangskeimgehalte. Prof. Dr. Marc Boelhauve auf Basis einer Arbeit von Beate Schulze-Edinghausen

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 42/2016.