Fusionswelle in der Agrar- und Ernährungsindustrie

In einem Konzernatlas weisen einige Umwelt- und Hilfsorganisationen auf eine Konzentration der Unternehmen im Agrarsektor hin. Das unterlaufe die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Sieben Zuliefer-Unternehmen zählt Die Welt in der Agrarbranche. Tendenz sinkend, sagt der Konzernatlas einiger Umwelt- und Hilfsorganisationen.

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Oxfam Deutschland, Germanwatch sowie die Heinrich-Böll-Stiftung, die Rosa-Luxemburg-Stiftung und Le Monde Diplomatique weisen auf eine „beispiellose Fusionswelle in der Agrar- und Ernährungsindustrie“ hin.Das bedrohe die im Jahr 2015 beschlossenen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Auch in der Ernährungsbranche schreibt der Bericht einigen wenigen die Macht zu. In Deutschland bedienen vier Unternehmen 66% des Lebensmitteleinzelhandels. Unter anderem deshalb fordern die an der Studie beteiligten Organisationen stärkere Kontrollen.

Laut der Studie fanden in den Jahren 2015 und 2016 fünf der zwölf kapitalintensivsten Übernahmen börsennotierter Konzerne im Agrar- und Ernährungsbereich statt. Der Börsenwert der Fusionen im Landwirtschaftssektor habe vielfach den in anderen großen Branchen übertroffen. Inzwischen kontrollierten lediglich vier Großkonzerne rund 70 % des Welthandels mit Agrarrohstoffen, und nur drei Konzerne 50 % des Weltmarkts für Landtechnik.

Verhandlungsmacht der Bauern stärken

Für das Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung, Barbara Unmüßig, sind „das Höfesterben, Landkonzentration, Patente und Monokulturen“ die Folgen der Konzernmacht im Ernährungssektor. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger warnte vor einer weiteren Konzentration im Agrarsektor und bezog sich vor allem auf die geplante Übernahme von Monsanto durch Bayer. Die Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dagmar Enkelmann, kritisierte die „Übernahmeschlachten und den knallharten Preiswettbewerb im Nahrungsmittelbereich“, von dem vor allem Arbeiter und Angestellte direkt betroffen seien.

Nach Auffassung der Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland, Marion Lieser, sollte die Politik die Verhandlungsmacht der Landwirte stärken. Die Bauern erhielten immer weniger von den Verkaufserlösen. Außerdem müsse die Politik Unternehmen dazu verpflichten, ökologische und soziale Mindeststandards entlang der Lieferkette durchzusetzen und „Menschenrechte konsequent einzuhalten“.

Der Germanwatch-Vorstandsvorsitzende Klaus Milke betonte, dass es „durchaus Alternativen zur wachsenden Konzernmacht“ gebe. Es sei an der Zeit, auch in Deutschland die öffentliche Beschaffung nach anderen Kriterien auszurichten, so etwa nach der bäuerlichen Erzeugung aus der Region oder der handwerklichen Verarbeitung und dem Ökolandbau. AgE