foodwatch: Viele Lebensmittel angeblich von kranken Tieren

Lebensmittel mit tierischen Zutaten stammen nach Ansicht der Verbraucherschutzorganisation foodwatch angeblich zu 25 % von kranken Nutztieren. In einer Pressemitteilung behauptet der Verein, mindestens jede zweite Milchkuh mache einmal im Jahr haltungsbedingte Krankheiten durch, die größtenteils vermeidbar seien.

Lebensmittel mit tierischen Zutaten stammen nach Ansicht der Verbraucherschutzorganisation foodwatch angeblich zu 25 % von kranken Nutztieren. In einer Pressemitteilung vom Donnerstag behauptet der Verein, mindestens jede zweite Milchkuh mache einmal im Jahr haltungsbedingte Krankheiten durch, die größtenteils vermeidbar seien. Und etwa jeder zehnte Liter Milch stamme von einer Kuh mit entzündetem Euter.

Und weiter heißt es, dass jedes zweite Schwein an haltungsbedingten Krankheiten gelitten habe. Mindestens jedes vierte Hähnchen wäre krank gewesen und 4 von 10 Eiern kämen von einer Henne mit Knochenbrüchen.

Während Milchkühe regelmäßig unter Lahmheit, Fruchtbarkeits- und Stoffwechselstörungen sowie Euterentzündungen litten, seien bei Schweinen chronische Gelenkerkrankungen und Organveränderungen die häufigsten Krankheitsbilder, so foodwatch. Bei Hühnern würden zahlreiche Symptome wie Gelenkerkrankungen, Brustbeinschäden, Knochenbrüche, Eileiterentzündungen, Wurmbefall und Fußballenveränderungen festgestellt. Dabei gebe es keine signifikanten Unterschiede zwischen konventioneller und Bio-Haltung, zwischen kleinen Höfen und Großbetrieben.

Entscheidend für die Gesundheit der Tiere ist nach Informationen der Kritiker vor allem die Qualität des Betriebsmanagements. Daher sei es zu kurz gegriffen, nur über formale Kriterien wie Platzbedarf oder Ausgestaltung der Ställe zu sprechen. Verschwiegen werde, dass ein Großteil der Nutztiere unter massiven Krankheitssymptomen leide. Der allergrößte Teil könnte vermieden werden, aus Kostengründen passiere das aber nicht. Denn auch mit teils massiven Erkrankungen ‚funktionierten‘ Tiere noch, „sprich: liefern Lebensmittel“, schreibt foodwatch.

Die Bauern nimmt Foodwatch von der Kritik weitgehend aus: Sie seien das schwächste Glied in der Lieferkette, sagte ein Sprecher gegenüber der FAZ. Nicht in erster Linie die Bauern, sondern die Verbraucher müssten für sich die Frage beantworten, ob sie dieses System weiterhin unterstützen wollen.

Gefundenes Fressen für die Grünen

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter nutzte die Vorlage dagegen direkt, um einen Systemwechsel in der Tierhaltung zu fordern. „Der Handlungsdruck ist groß und die Veränderungsbereitschaft vieler Akteure da“, sagte er.

Dass Hofreiter so schnell kommentiert, ärgert derweil die Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Gitta Connemann. Gegenüber top agrar online sagte sie: „Wir kommentieren nur das, was wir kennen bzw. gelesen haben.“ Das im Zuge der foodwatch-Presseveranstaltung vorgestellte Buch „Schweinesystem“ von Matthias Wolfschmidt sei seit Donnerstag auf dem Markt. „Niemand wird bisher die 240 Seiten gelesen haben können. Dennoch meldet sich Kollege Hofreiter mal wieder zu Wort. Eines berücksichtigt er jedoch nicht - die Fakten“, so Connemann.

Sie stellt klar, dass die prophylaktische Behandlung mit Antibiotika seit Jahren verboten sei. Und auch der Einsatz von Reserveantibiotika sei von 2014 bis 2015 leicht zurückgegangen. Von einem systematischen Vollpumpen der Tiere könne also keine Rede sein. „Im Übrigen entscheidet sich Tierwohl nicht nach der Größe der Haltung sondern nach ihrer Qualität. Das haben inzwischen auch führende Politiker der Grünen erkannt. Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit. Dies sei auch Herrn Hofreiter empfohlen", so Connemann.

Quelle: topagrar.com