ELAN: Das Elend geht weiter



Nach wie vor gibt es gravierende Probleme mit dem Elektronischen Antragsverfahren (ELAN). Das Programm, das Landwirte zwingend für die Abgabe ihres Betriebsprämienantrages benötigen, arbeitete auch in der vergangenen Woche schleppend. Durch die eingeschränkte Funktion ist es zu enormen Verzögerungen bei der Antragsbearbeitung gekommen.

Drei Wochen vor Ende der Abgabefrist waren gerade einmal 40 % der erwarteten Prämienanträge fertig eingereicht. Durch zusätzliche Serverkapazitäten sowie Wochenendtermine an den Kreisstellen soll nun sichergestellt werden, dass jeder Landwirt seinen Antrag fristgerecht bis zum 17. Mai einreichen kann.

Programm voller Pannen

Das onlinebasierte ELAN ist inzwischen ein Dauerärgernis, und zwar nicht nur für die Landwirte, sondern auch für Mitarbeiter von Kammerkreisstellen und WLV-Geschäftsstellen. Bereits zum Start des diesjährigen Antragsverfahrens am 15. März zeigten sich die ersten Schwächen des von einem externen Unternehmen für die Landwirtschaftskammer entwickelten Programms.

Von der Datenverarbeitung im Schneckentempo über Programmabstürze, verschwundene Anträge, Fehlermeldungen für bereits erledigte Anträge bis hin zu Pannen beim Datenschutz reicht die lange Liste der Unzulänglichkeiten. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die Bearbeitung des Antrages am heimischen PC – in den Vorjahren etwa von der Hälfte der Antragsteller genutzt – nur dort möglich ist, wo es schnelle Datenleitungen gibt. Die Folge: Noch mehr Anträge müssen von den Mitarbeitern der Kammerkreisstellen bewältigt werden.

Unkonventionell arbeiten

Nachdem sich die Lage zwischenzeitlich etwas verbessert hatte und die Anträge zügiger bearbeitet werden konnten, streikte das Programm fast in der gesamten letzte Aprilwoche. Um überhaupt voranzukommen, mussten sich die Sachbearbeiter unkonventionelle Maßnahmen einfallen lassen. So wurden Anträge beispielsweise immer dann an die Server übertragen, wenn die Datenleitungen wenig belastet waren, also sehr früh und sehr spät am Tag. Weitere Tricks: 2016er Anträge schriftlich auf 2015er Antragsformularen notieren und später am PC bearbeiten oder die Anträge mehrere Landwirte gleichzeitig von einem Betreuer an verschiedenen Rechnern aufnehmen lassen, um die Leerlaufzeiten zu reduzieren.

Viel genutzt hat das freilich nicht. Drei Wochen vor Ende der Antragsfrist, waren nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums 16 000 von erwarteten 43 000 Anträgen fertig eingereicht. Mit Einschätzungen darüber, ob die fehlenden rund 60 % in der verbleibenden Zeit abgearbeitet werden können, hielten sich die vom Wochenblatt befragten Dienststellenleiter zurück. Die Spanne ihrer Antworten reichte von: „Wenn nichts dazwischen kommt, ist das noch zu schaffen“ bis „Kein Kommentar“.

Frist verschieben

Weniger zuversichtlich sind der Westfälisch-Lippische und der Rheinische Landwirtschaftsverband. Beide Verbände haben am 26. April ein gemeinsames Schreiben an den Kammerdirektor gerichtet. Inhalt: Die Bitte, das verspätete Einreichen von Prämienanträgen sanktionslos zu gestatten. Die Verbände beziehen sich dabei auf eine EU-Verordnung , die das in Fällen höherer Gewalt erlaubt.

Gleichzeitig eröffnet sich eine weitere Möglichkeit, die Abgabefrist auszudehnen. Am vergangenen Freitag hat die Europäische Kommission dem Wunsch verschiedener Mitgliedsstaaten entsprochen, die Abgabefrist für Beihilfe- und Zahlungsanträge bis zum 15. Juni zu verlängern. Ob diese Möglichkeit in Anspruch genommen wird, liegt jedoch im Ermessen der jeweiligen Länder. Für Deutschland gab es bis zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Zeitung allerdings noch keine Entscheidung.

Dabei wäre das zumindest für NRW wünschenswert, denn vielfach wird Befürchtet, die wirklichen Probleme stünden erst noch bevor. Stellt sich nämlich heraus, dass aufgrund der mangelhaften Software Fehler im Antrag entstanden sind, wären die Landwirte die Leidtragenden. Sie müssten gegen eventuelle Kürzungen ihrer Prämien klagen. Wob