Ein Jahrhundertsturm, zehn Jahre später

Januar 2007: Der Jahrhundertsturm "Kyrill" legte die Bahn still, blies LKW von den Straßen, fegte Dächer ab, löste am Berliner Hauptbahnhof sogar Stahlträger aus der Dachkonstruktion und zerstörte 11.000 ha Wald.

Dass ein starker Orkan kommen würde, hatten Meteorologen rechtzeitig vorhergesagt. Aber was dann folgte, hat die allermeisten dann doch überrascht: Vor zehn Jahren, am 18. Januar 2007 und in der darauffolgenden Nacht, fegte das Sturmtief „Kyrill“, vom nördlichen Atlantik kommend, von Irland über Mitteleuropa hinweg bis Weißrussland. Der Orkan entfaltete eine Zerstörungskraft, die alles bis dahin Bekannte – etwa der vorhergehenden Stürme "Vivian" und "Wiebke" (Februar/März 1990) und "Lothar" (Weihnachten 1999) – in den Schatten stellte.

Windböen mit mehr als 200 km/h

Auf dem Kahlen Asten bei Winterberg maßen Meteorologen eine Windgeschwindigkeit von 137 km/h. Einzelne Böen erreichten Geschwindigkeiten von deutlich mehr als 200 km/h.

Durch den Orkan verloren 47 Menschen in Europa ihr Leben, zu, davon 13 in Deutschland. In der Sturmnacht wurden allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 150 Menschen verletzt. Es kam in vielen Regionen über Stunden hinweg zu Stromausfällen. Die Bahn stellte erstmals in ihrer Geschichte den Fernverkehr vollständig und den Regionalverkehr in weiten Teilen ein. Am damals neuen Gebäude des Hauptbahnhof in Berlin löste Kyrill einen 2 t schwerer Stahlträger aus der Dachkonstruktion. Der Stahlträger stürzte zu Boden, traf aber glücklicherweise keinen Menschen.

Zerstörungen in den Wäldern

Kyrill-Pfade
Wie es damals kurz nach dem Orkan aussah, können sich Interessierte bis heute auf ausgewählten Wanderpfaden anschauen. Solche "Kyrill-Lehrpfade" gibt es
– bei Kastellaun im Hunsrück,
– am Ettelsberg bei Willingen und – bei Schanze, einem Ortsteil von Schmallenberg im Hochsauerlandkreis.
Dort führt der rund 1 km lange Weg über sichere Holzstege durch ein etwa 3,5 ha großes Gelände. Es wurde so belassen, wie es Kyrill seinerzeit hinterlassen hat. Der Weg führt vorbei an abgeknickten Baumstämmen und Wurzeltellern, die in den Himmel ragen. Zu sehen ist aber auch, wie sich Flora und Fauna nach und nach das Gelände zurückerobern. Str.

Den wohl größten Schaden richtete Kyrill in den Wäldern der deutschen Mittelgebirge an. In Deutschland wurden insgesamt rund 11.000 ha Wald durch den Sturm entweder gelichtet oder vollständig in Kahlflächen verwandelt. Insgesamt sollen durch Kyrill 37 Mio. fm Holz angefallen sein.

Allein in Nordrhein-Westfalen ließ der Orkan 25 Mio. Bäume wie Streichhölzer knicken oder vollständig entwurzeln. In den Wäldern des Sauerlandes, des Siegerlandes und des Wittgensteiner Landes fielen durch Kyrill mehr als 12 Mio. fm Sturmholz an, der größte Teil davon Fichte.

Blicke zurück

Zur Erinnerung an die Sturmnacht hat die Bezirksregierung Arnsberg eine Sonderseite im Internet eingerichtet. Unter dem Titel „Kyrill, 10 Jahre danach“ finden sich Fotos, die wichtigsten Daten und Fakten, Drohnenvideos der wiederaufgeforsteten Regione sowie Augenzeugenberichte. Gisbert Strotdrees



Wie das Wochenblatt im Januar 2007 über die Wetterkatastrophe berichtet hat, können Sie hier noch einmal nachlesen: