Ein guter Start ins Leben

Geburten können für Kuh und Landwirt Stressfaktoren sein. Vor allem dann, wenn es nicht nach Plan läuft und Probleme auftauchen. Das Schwierigste bei einer Kalbung ist die Entscheidung, ob Hilfe notwendig und wann der richtige Zeitpunkt ist.
Antworten auf diese Fragen lieferte Dr. Henrik Wagner von der Klinik für Geburtshilfe der Uni Gießen während eines Seminars auf Haus Riswick.

Grundsätzlich empfiehlt der Veterinärmediziner, nicht zu früh Geburtshilfe zu leisten. Es besteht die Gefahr, etwas zu zerreißen und Kalb und/oder Kuh zu verletzen. Dadurch können Folgeerkrankungen entstehen, die sich negativ auf Laktationsverlauf oder Fruchtbarkeit auswirken.

Aber auch zu spätes Eingreifen kann zu Problemen führen. Stellt der Landwirt wie im beschriebenen Beispiel fest, dass es nicht weiter geht und zudem auch nur eine Klaue des Kalbes zu sehen ist, empfiehlt Wagner eine geburtshilfliche Untersuchung. Weitere Fälle, in denen eine Untersuchung nötig ist, sind:

  • Ungewöhnliche Unruhe und Schmerzen des Muttertieres.
  • Nur der Kopf des Kalbes ist sichtbar.

Vorsichtige Untersuchung

Der Eingriff sollte ruhig und gut vorbereitet geschehen, denn die Untersuchung bedeutet Stress für die Kuh und kann den Kalbeverlauf stören. Zusätzlich muss die Untersuchung hygienisch einwandfrei vorgenommen werden, damit keine Keime in den Genitaltrakt gelangen.

Wagner empfiehlt, eine saubere Schürze sowie lange Einmalhandschuhe zu benutzen. Es dürfen keine scharfkantigen Dinge in die Scheide eingeführt werden. Ringe oder lange Fingernägel sind tabu. Wichtig ist auch der Gebrauch von (viel) Gleitgel. Das Gel schützt die weichen Geburtswege und das Kalb vor Verletzungen, in dem es den Geburtskanal schlüpfrig hält.

Lage überprüfen

Bei der Untersuchung sollte der Landwirt die Weitung des Muttermundes, die Kopflage (vorne oder hinten) sowie die Stellung des Rückens (oben oder unten) prüfen. Liegt das Kalb richtig – Vorderbeine und Kopf Richtung Scheide gestreckt, Rücken des Kalbes zeigt zum Rücken der Mutter – muss keine Hilfe geleistet werden. Wenn aber Gliedmaßen gebeugt sind oder das Kalb mit den Hinterbeinen zuerst kommt, kann die Kuh die Kalbung nicht alleine bewältigen. Der Landwirt muss helfen. Kirsten Gierse-Westermeier

Der vollständige Beitrag erscheint im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 13/2017 , vom 30. März 2017.


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